REHABILITATION | Outcome-Management
Messung der Ergebnisquali- tät in der Rehabilitation
Fundierte Entscheidungen in der Rehabilitation werden durch pro- fessionelles Outcome-Management möglich.
Rehabilitation ist das multi- und interdisziplinäre Management der funk- tionalen Gesundheit einer Person mit dem Ziel, negative Krankheitsfol- gen zu beseitigen und eine gesundheitsbezogene Verbesserung der Le- bensqualität zu erreichen. Um dies so patientenorientiert und individuell wie möglich zu gestalten, nimmt das Outcome-Management in der Reha- bilitation eine nicht mehr wegzudenkende Rolle ein. Das Outcome-Ma- nagement versteht sich als patientenorientierter Ansatz, der sich auf das Messen, Auswerten, Analysieren und Kontrollieren von Endergebnissen der medizinischen Interventionen und rehabilitativen Behandlungen
konzentriert.
Reha-Erfolg individuell messbar machen
Mit dem Ziel, das Therapie- und Rehabilitationsprogramm maßgeschneidert für Patienten erstellen zu können und durchgängig mit medizinischen Kennzahlen zu hinterlegen, hat VAMED, führender privater Anbieter von Rehabilitationsleistungen in Öster- reich, dafür auf Basis der internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) ein patienten- orientiertes und zugleich wirtschaftliches Konzept entwickelt.
Dazu erhält bereits bei der Aufnahme jeder Patient ein umfassendes aktivitäts- und partizipationsorientiertes Assessment für ein möglichst individuelles und wirksames Therapieprogramm. In den umfangreichen Aufnahmeuntersuchungen und mittels interna- tional standardisierter Messungen von Funktionsparametern und Fragebögen werden nach objektivierbaren Parametern der ge- sundheitliche Gesamtzustand des Patienten und die funktionalen sowie sozialen Beeinträchtigungen in seinem Alltag erhoben.
Das Reha-Team legt unter ärztlicher Leitung gemeinsam mit dem Patienten einen individuellen Therapieplan fest. Auch wenn zwei Menschen an derselben Erkrankung leiden, kann die Erkrankung aufgrund unterschiedlicher Lebensumstände den einen mehr behindern als den anderen. Mit ICF-basierten Tests kann ein personalisiertes und optimiertes Rehabilitationsprogramm er- stellt werden.
Reha-Zyklus als Basis
Beim Arbeiten nach dem ICF-Konzept steht der Reha-Zyklus im Fokus: Zu Beginn und auch während der Rehabilitation wird mit- tels objektiver Messwerte, Tests und Fragebögen überprüft, welcher Status der funktionalen Gesundheit vorliegt, welche Fähig- keiten (Funktionsfähigkeiten) vorhanden sind (= Assessment). Die Rehabilitationsziele orientieren sich in erster Linie an den Er- wartungen des Patienten und an den Vorgaben seitens der Akutmedizin (kurativen Medizin). Im therapeutischen Team werden diese Ziele gemeinsam mit dem Patienten festgelegt und laufend evaluiert. Zudem werden in dieser Phase des Behandlungs- prozesses auch die Messinstrumente und die gewünschten Outcome-Parameter festgelegt (Abbildung 1). Dementsprechend wird dann der individuelle Therapieplan erstellt (= Assignment) und die therapeutischen Maßnahmen durchgeführt (= Interventi- on). Alle diese Parameter bestimmen letztlich auch die Erreichbarkeit der festgelegten Rehabilitationsziele, die laufend überprüft werden. Gegebenenfalls müssen die Therapieinhalte und -konzepte neu überarbeitet werden (= Evaluation).
Fundierte Daten, bessere Entscheidung
Die systematische Messung und Steuerung der Daten helfen den Ärzten und dem gesamten Rehabilitationsteam, die Patienten richtig zu verstehen, ihre Symptome besser einzuordnen, eine individuellere Therapie anzuordnen, Prognosen sicherer zu treffen und Entscheidungen zu untermauern. Aufgrund der standardisierten Datenerhebung und Sammlung von Daten großer Patien- tenkollektive können Referenzwerte und die individuellen Werte der Patienten optimal abgeglichen und in den richtigen Kontext gestellt werden. Damit erreicht man eine hohe Zielorientierung und Ressourcenoptimierung. Outcome-Messungen in der Reha- bilitation helfen, Entscheidungen nicht aufgrund von Bauchgefühl und Intuition zu treffen, sondern aufgrund erhobener Werte und fundierter statistischer Analysen.
Integration von PROMs in den Reha-Alltag
PROMs (= Patient-Reported Outcome Measures, patientenorientierte Ergebnismessung) sind Instrumente zur Einschätzung des Gesundheitszustandes und der Ergebnisse der medizinischen Intervention des Patienten durch den Patienten selbst. In der Re-
gel erfassen die Patienten selbst ihren Gesundheits- und Funktionszustand mittels validierter Fragebögen wie zum Beispiel des Stanford Health As- sessment Questionnaire (HAQ). Beim HAQ werden die Einschränkungen im Alltag in acht unterschiedliche Funktionsbereiche eingeteilt und gemessen: Anziehen/Körperpflege, Aufstehen, Essen, Gehen, Hygiene, nach etwas greifen können, Greifen/Öffnen und sonstige Tätigkeiten des Alltags. PROMs können aber alle Arten von individuell empfundenen Beeinträchti- gungen und Symptome beinhalten und liefern damit für die behandelnden Ärzte wertvolle Zusatzinformationen. Einige weit verbreitete Messinstrumen- te in der orthopädischen Rehabilitation sind der Neck Disability Index, der Oswestry Rückenschmerz-Fragebogen, der DASH-Fragebogen für Hand, Arm und Schulter und der WOMAC-Fragebogen für die untere Extremität. Mit dem Ziel, weltweit eine Verbesserung in der nutzenorientierten Gesund- heitsversorgung zu erreichen, wurde das internationale Konsortium für Out- come-Messung, kurz ICHOM, gegründet. Durch eine Standardisierung und Vergleichbarkeit von Patientenoutcomes/Ergebnisqualität soll ermöglicht werden, dass sich die Behandlungsqualität verbessert, Patienten leichter in den Entscheidungsprozess miteingebunden werden können und als schö- ner Nebeneffekt die Kosten reduziert werden können. Hierfür müssen sich Experten und Anwender weltweit auf gemeinsame Messparameter einigen. Für verschiedene Krankheitsbilder und Funktionsstörungen wie Schlagan- fall, Multiple Sklerose, Rückenschmerzen und Osteoarthrose des Hüftgelen- kes gibt es bereits einen Konsens über die durchzuführenden Messungen und Kennzahlen. Ein Outcome-orientierter Rehabilitationsprozess mag viel- leicht zu Beginn etwas aufwendiger erscheinen, das ändert sich aber schlagartig, wenn die PROMs in einer ausreichenden Menge vorliegen, so- dass sich die Ergebnisse zu statistischen Wahrscheinlichkeiten verdichten und den gesamten Rehabilitationsworkflow effizienter werden lassen.
Im Rehazentrum Kitzbühel, einer Gesundheitseinrichtung der VAMED, wer- den seit über vier Jahren Patientenbefragungen in einer standardisierten Weise elektronisch vor und nach der Rehabilitation durchgeführt (Abb. 2). Exemplarisch sind die PROMs bei Aufnahme und Entlassung im Jahr 2018 in der orthopädischen Rehabilitation dargestellt. Es zeigen sich signifikante Verbesserungen der funktionalen Gesundheit in vier verschiedenen Outco- me-Scores (WOMAC 31 %, ODI 19 %, NDI 23 % und DASH 21 %). Durch ein Miteinbeziehen der Patienten erhöht sich die Compliance im Rahmen der Therapie. Selten werden Fragen oder Skalierungen nicht richtig ver- standen, was im Rahmen von Visiten schnell erkannt und korrigiert werden kann. Die Besprechung der Ergebnisse und die grafische Darstellung der Messungen erleichtern den Arzt-Patienten-Kontakt, die Kommunikation mit dem Patienten verbessert sich und unterstützt die Ärzte und das Rehabilita- tionsteam bei der Entscheidungsfindung. Outcome-Messung und das sys- tematische Anwenden der Daten erhöhen die Patientenzufriedenheit mas- siv, denn nicht nur Ärzte und Therapeuten arbeiten dadurch interdisziplinär zum Wohle des Patienten zusammen, auch der Patient wird in das Konzept integriert.