MEDIZIN | Immunisierung

RSV-Infektionen: Referenzzentrum

sorgt für konstante Überwachung

FOTOS: ZVG, ISTOCKPHOTO/ SANYASM

In Österreich kommt es jedes Jahr zu epidemischen Ausbrüchen von RSV-Infektionen mit einem Häufig- keitsgipfel in den Monaten November bis März1.

AUTORIN: Priv.-Doz. Ing. Dr. Monika

Redlberger-Fritz

Fachärztin & Laborleiterin Virusisolierung Zentrum

für Virologie, National Influenza Center Austria,

Medizinische Universität Wien

monika.redlberger@meduniwien.ac.at

Besonders betroffen sind Säuglinge und Kleinkinder, bei denen RSV die häufigste Ursache von sehr schweren Erkrankungen der tiefen Atemwege und somit auch der häufigste Grund für eine Hospitalisierung ist. Zu den Risikogruppen für einen besonders schweren Krankheitsverlauf zählen Frühgeborene sowie Kinder mit angeborenen Herzfehlern oder massiven pulmonalen Problemen. Alle bisherigen Versuche einen Impfstoff gegen RSV zu entwickeln, sind gescheitert. Derzeit steht mit dem Antikörperpräparat Palivizumab die passive Immunisierung als einzige Möglichkeit einer Immunprophylaxe gegen RSV- Infektionen zur Verfügung.


Zeitraum für Immunisierung definieren

In Österreich ist Palivizumab seit 1999 zur Prävention von RSV-Infektionen bei Säuglingen und Kleinkindern zugelassen. Die Indikation für eine pas- sive Immunisierung ist, nicht zuletzt aufgrund der hohen Kosten, auf Kinder mit einem sehr hohen Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf der RSV-Infektion beschränkt (2). Da die intramuskuläre Injektion von Palivizumab wegen seiner geringen Halbwertszeit monatlich erfolgen muss, ist es wichtig, über Beginn und Ende der jährlichen epidemischen RSV-Aktivität in Österreich genau Bescheid zu wissen.

Eine konstante und zeitnahe Überwachung der RSV- Aktivität in Österreich erfolgt über das „Nationale RSV-Referenzzentrum“ am Zentrum für Viro- logie der Medizinischen Universität Wien. Voraussetzung dafür ist einerseits die regelmäßige Erfassung von RSV-Infektionen durch und anderer- seits die Erfassung von regionalen Unterschieden in der RSV-Zirkulation mithilfe der gemeldeten Daten über die RSV-Nachweise der österreichweit teilnehmenden Laboratorien. Nur dadurch ist es möglich aussagekräftige Informationen über die aktuelle epidemiologische Situation von RSV-In- fektionen in Österreich zu erhalten und den Zeitraum für die die passive Immunisierung sinnvoll zu definieren.


Auswirkungen der Coronapandemie

Das Nationale RSV-Referenzzentrum wurde schon Anfang 2000 eingerichtet und seit 2012 betrieben. Seit Beginn der Pandemie laufen hier die Fä- den der Nasen-Rachenabstriche und damit die Überwachung der kursierenden respiratorischen Viren in Österreich zusammen. Ob RSV, Rhinovi- ren oder Corona – das Nationale RSV-Referenzzentrum weiß genau, welche Viren wann und wo in Österreich kursieren. Sichere Vorhersagen zu treffen – egal für welches Virus – ist praktisch nicht möglich. Meist startet die RSV-Saison um Kalenderwoche 46, doch verlässliche Prognosen gibt es keine. So gab es 2020 keine RSV-Zirkulation, jedoch war 2021 die Saison extrem früh. Die Welle baute sich rasch auf, wurde dann durch die co- ronabedingten Lockdowns komplett abgebrochen. So wünschenswert es wäre, dass RSV-, Influenza- und Coronawellen hintereinander ablaufen, damit es zu keiner Überlastung der Spitalskapazitäten kommt, so wenig können diese Ereignisse beeinflusst werden.

Laut Gecko-Bericht vom 5. September 2022 gibt es Hinweise auf eine mögliche „Twindemic“ im Herbst, womit ein gleichzeitiges Auftreten von stei- genden Covid-19- und Grippeinfektionszahlen gemeint ist. „Es besteht die Sorge, dass Masken im kommenden Herbst weniger getragen werden. Daher ist von einem Anstieg der Covid-19- und Influenzazahlen auszugehen“, so der Gecko-Bericht. Beispiel dafür sei Australien, wo aktuell das Ende des Winters naht. Die Influenzawelle begann dort im Herbst um zwei Monate früher, mit einer höheren Anzahl von Fällen und einer hohen Be- lastung bei Kindern. Da die Grippewelle üblicherweise Ende Dezember in Österreich beginnt, ist davon auszugehen, dass es in diesem Jahr be- reits ab Oktober zu einem Anstieg des Fallgeschehens kommen könnte.

_____________________________________________________________________________________ QUELLEN: 1) Popow-Kraupp T, Aberle JH. Diagnosis of respiratory syncytial virus infec- tion. Open Microbiol J 2011;5:128-134.