Medizin | CBD
Covid-19 Erkrankung –
ist dagegen ein Kraut gewachsen?
Gerade einmal 0,1 Mikrometer misst das kleine Virus, das unser berufliches und privates Leben in bisher nicht gekanntem Ausmaß lahmlegt und Meinungen polarisiert. Ungeachtet ob ein Impfstoff verfügbar ist oder nicht, sind Vorsicht und Voraussicht die besten Begleiter; Vorsicht ist nicht Pa- nik, Leichtsinn ist nicht Mut.
Sars-CoV-2-Infektionen – keine „leere Luft“
Zur Infektion bedarf es der Übertragung des Virus auf eine ungeschützte Person. Sars-CoV-2-Viren, so wie auch Rhino- oder Influenzaviren, benüt- zen als Transporter Tröpfchen, die beim Sprechen, Niesen oder Husten freigesetzt werden. Dies ist der mit Abstand bedeutendste Infektionsmodus (Vella et al., 2020). Aerosole in der normalen Ausatemluft sind eine weitere, reelle Gefahr; sie werden vielfach (noch) unterschätzt (Lewis 2020). Während Tröpfchen hauptsächlich Oberflächen kontaminieren, von wo sie über Händekontakt auf den Menschen gelangen, sind Aerosole um ein Vielfaches kleiner, bleiben daher länger in der Luft und werden beim normalen Sprechen ebenso freigesetzt wie beim Ausatmen durch die Nase. Infizierte Personen, die die Maske unter der Nase tragen, können daher mit ihrer Ausatemluft bzw. ihren ausgeatmeten Aerosolen andere anste- cken (Wolff 2020). Je enger die Kontakte bzw. je weniger Hygiene, desto größer das Infektionsrisiko, für Schnupfen wie auch Covid-19; Ballungs- zentren sind auch Verteilerzentren. Abstand und Hygiene sind altbekannte und bewährte Eckpfeiler gegen Infektionen.
Erst einmal im Körper erfolgt die Virusvermehrung; Sars-CoV-2-RNA kann in infizierten Personen bereits ein bis drei Tage vor dem Auftreten von Symptomen nachgewiesen werden. Die Inkubationszeit ist variabel, im Schnitt fünf bis zehn Tage. Die höchste Viruslast (und damit das Risiko, an- dere zu infizieren) ist um den Zeitpunkt der ersten Symptome oder sogar kurz vorher (Nikolai 2020). Daher ist von Erkrankten Disziplin bzw. Isolati- on zu fordern. Das Übertragungsrisiko nimmt in der Folge wieder ab, abhängig vom weiteren Krankheitsverlauf (WHO 09 July 2020; www.w- ho.int/news-room/commentaries/detail/transmission-of-sars-cov-2-implications-for-infection-prevention-precautions).
Die Bedrohung kommt von asymptomatischen und präsymptomatischen Covid-Fällen
Etwa 20 % der Infizierten (Schätzungen liegen zwischen 18 % und 81 %) sind asymptomatisch und zusammen mit präsymptomatischen Fällen die eigentlichen Motoren der Pandemie (Buitrago 2020). Asymptomatik und sehr milde Symptomatik korrelieren mit Kindesalter und jüngerem Alter (Ni- kolai et al., 2020). Kinder sind daher als potenzielle Überträger nur wenig anders zu sehen als Erwachsene; lediglich symptomatische Erkrankun- gen sind seltener (Tanvir et al., 2020; Havard Gazette Aug-2020). „Contact Tracing“ und Isolation, unabhängig von einer Symptomatik, werden auch bei anderen Infektionen praktiziert, ersetzen aber nicht Masken und Hygiene wie Modellkalkulationen zeigen (Filonets et al., 2020).
Sind asymptomatische und präsymptomatische Fälle wirklich „asymptomatisch“?
Seit den ersten Covid-19-Erkrankungen mehren sich die Hinweise, dass neben einer unspezifi- schen Müdigkeit eine Beeinträchtigung von Geruchs- und/oder Geschmackssinn erste Anzei- chen einer Sars-CoV-2-Infektion sein können. In einem „Matched-pair“-Design wurden 60 Co- vid-19-Patienten einem validierten Geruchstest unterworfen und mit 60 nicht Erkrankten vergli- chen (Moein et al., 2020); 98 % zeigten eine Einbuße, davon 33 % schwer und weitere 25 % ei- nen völligen Verlust des Geruchssinns. Jüngere Personen und Frauen sind eher betroffen (Zah- ra et al., 2020). Interessant: Die Nase ist meist nicht „verstopft“ wie bei banalem Schnupfen. Eine weitere Studie zeigte Geruchseinbußen bei 81 % der asymptomatisch Erkrankten (Bhat- tacharjee et al., 2020). Nachdem die Viren hauptsächlich über die Atemwege, also Nase und Mund, in den Körper gelangen, finden sich dort auch die ersten Anzeichen einer Infektion. MRI- Untersuchungen zeigen, dass das Riechzentrum im Gehirn betroffen ist (Aragao et al., 2020). Zwar gibt es auch bei asymptomatischen Fällen Anzeichen wie erhöhte LDH-Werte und/oder Verschattung der Lunge, aus praktischen Gründen trägt dies aber kaum zur Früherkennung bei. Asymptomatisch Infizierte haben seltener neutralisierende Antikörper und sind auch länger Träger des Virus, für durchschnittlich 22 Tage, als die meisten symptomatisch Infizierten (Niko- lai et al., 2020; Ko et al., 2020). Ob asymptomatisch Infizierte weniger ansteckend sind oder nicht, wird heftig debattiert (European Centre for Disease Prevention and Control, www.ecdc.- europa.eu/en/covid-19/latest-evidence/transmission
Am Beginn der Erkrankung steht eine Entzündung
Auf den Befall durch Viren und andere Mikroorganismen reagiert die Zelle unspezifisch mit der Produktion von „reactive oxygen species“ (ROS) und pro-oxidativen Zytokinen wie Interleukin 6 (IL-6), IFNγ oder TNFα (Schwarz 1996). Damit wird in Organen insbesondere der Lunge eine Entzündungskaskade in Gang gesetzt. Überschießend kommt es zur Minderversorgung des Körpers mit Sauerstoff, insbesondere von Gehirn und Herz, sowie zur Entzündung des Endo- thels der Blutgefäße. Das Dilemma einer eventuellen Verabreichung von anti-inflammatorischen Substanzen ist, dass diese in dieser Phase wahrscheinlich die Produktion von spezifischen An- tikörpern (IgM, IgG) reduzieren, was für die Eliminierung der Viren kontraproduktiv wäre (Little 2020; Nahler et al., 2020). Alternativen sind Cannabinoide (Dzobo et al., 2020). Diese sind zwar auch anti-inflammatorisch, ihr Wirkmechanismus setzt aber, nicht wie z. B. Cyclooxygenase-In- hibitoren, an bestimmten Enzymen an, sondern im Entzündungsverlauf bereits viel früher, bei der Regulation der Transkription von Zytokinen (Nahler et al., 2019). Auch waren sie, insbeson- dere das nicht-psychotomimetische CBD, in einer Reihe von Tiermodellen gegen Komplikatio- nen erfolgreich, wie sie auch bei Covid-19 berichtet wurden (z. B. Organ-Ischämie oder virale Enzephalitis) (Nahler, Pirich 2020; Jenney et al. 2009). Weiters reduzieren Cannabinoide, weit stärker als Vitamin C oder E, oxidativen Stress, was insbesondere bei schwereren Covid-19- Verläufen wichtig ist. CBD ist ferner cardio- und neuroprotektiv.
Das Post-Covid-Syndrom: überstanden ist nicht ausgestanden
Ein kürzliches Update durch die WHO (Update Nr. 36 vom 9. Sep. 2020) weist erneut auf eine Langzeitbeeinträchtigung nach einer überstandenen Covid-19-Erkrankung hin. Neben Dyspnoe und Kreislaufproblemen sind es vor allem neurologische Symptome wie kognitive Leistungsschwächen, Angst, Depression, Myalgie u.s.w., die vielen genesenen Patienten zu schaffen machen, potenziert durch soziale Isolation und wirtschaftliche Ängste. Über 80 % klagen über anhaltende Symptome (Carfi et al., 2020; Iyengar, Vaishya 2020). Basierend auf präklinischen Ergebnissen könnte daher eine Behandlung mit CBD sowohl den akuten Krankheitsverlauf positiv beeinflussen als auch die Gefahr späterer neurologischer Symptome reduzieren.
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