MEDIZIN | Schwangerschaft

Vor- und Nachsorge statt Panik

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Ein Drittel aller schwangeren Frauen leidet an Sodbren- nen. Dem kann in den meisten Fällen mit sehr einfachen Mitteln entgegengewirkt werden. Ist die Familienplanung abgeschlossen, sollte aber unbedingt noch einmal ein Reflux-Check beim Spezialisten erfolgen, um Spätfolgen und ein Tumorrisiko auszuschließen.

Schwangerschaft ist eine mögliche Ursache für einen Reflux. Dafür gibt es im Wesentlichen zwei Gründe: Durch die Leibesfrucht erhöht sich der Druck im Bauch von unten, der Ausgang der Speiseröhre wird undicht. In der Folge kann es nach dem Essen zu einem Rückfluss von Mageninhalt in die Speise- röhre kommen. Das führt zu Sodbrennen – oder, wenn er weiter nach oben Richtung Lungen wandert, auch zu Halsschmerzen, Husten oder starkem Hustenreiz.

Andererseits kann vermehrtes Erbrechen, das besonders zu Beginn einer

Schwangerschaft häufig als Folge starker Übelkeit auftritt, das Ventil am Ausgang der Speiseröhre schwächen. Auch dadurch kann Mageninhalt in die Speiseröhre zurückfließen.


Wirkungsvolles „Hausmittel“

Die einfachste Methode, wie man Sodbrennen in der Schwangerschaft in den allermeisten Fällen wirkungsvoll be- kämpfen und sehr gut in den Griff bekommen kann, ist ein altes Hausmittel: Jede Stunde ein Viertel einer Salatgurke es- sen, den ganzen Tag hindurch. Wichtig dabei ist, die Gurken- teile inklusive Schale zu essen. Nur dann wirken sie als Neu- tralisator für die Säure, binden Sud im Magen und befördern ihn in den Zwölffingerdarm weiter. Somit kann nichts mehr zurückfließen. Zusätzlich wird dadurch die Schleimhaut in der Speiseröhre schützend ausgekleidet.

Mit einer Medikamentengabe sind wir in der Refluxordination gerade bei Schwangeren sehr zurückhaltend. Diese sind auch nur in wenigen, wirklich schlimmen Fällen erforderlich. Tritt ein solcher Fall ein, ist die weitere Abklärung durch einen Gynäkologen zwingend notwendig. Er ist der Spezialist, um zu entscheiden, ob Magensäureblocker oder alternative Arz-

neimittel gegen Reflux gegeben werden und wenn ja, in welcher Dosis. Das hängt unter anderem davon ab, in welcher Phase der Schwangerschaft sich die Patientin befindet.

Schwangere dürfen ein Reflux-Management – ob Medikations- oder Ernährungs-Management – unter keinen Umständen ohne ärztliche Begleitung durchführen und sollten sich beim Auftreten erster Beschwerden immer an einen Reflux-Experten wenden.


Nachuntersuchung wichtig

Gleiches gilt für die Zeit nach dem Abstillen, wenn die Familienplanung kurzfristig unterbrochen wird, allerdings unabhängig vom Auftreten von Beschwerden. Denn ein Reflux kann mit oder ohne Beschwerden, mit oder ohne Tumorrisiko auftreten. Daher sollte in jedem Fall abgeklärt werden, ob die Speiseröhre durch Rückflüsse während der vorangegangenen Schwangerschaft in Mitlei- denschaft gezogen worden ist. Es gilt auszuschließen, dass sich Tumorvorstufen oder Entzündungen in der Speiseröhre gebildet haben. Eine solche Nachuntersuchung wird leider viel zu selten gemacht.

Ist die Familienplanung irgendwann endgültig abgeschlossen, empfehle ich noch einmal eine genaue Untersuchung, um Reflux- Schäden an der Speiseröhre auszuschließen. Das lässt sich mit einer richtig durchgeführten Spiegelung verlässlich herausfinden.


Vorsorge schützt

Damit es erst gar nicht so weit kommt, ergibt es durchaus Sinn, sich schon rechtzeitig vor Eintritt einer Schwangerschaft an einen Spezialisten zu wenden. Das wäre besonders für Frauen wichtig, die wissen, dass ihre Mutter während der Schwangerschaft Pro- bleme mit Sodbrennen hatte. In 80 % aller Fälle gelingt es uns, mit Lifestyle-Änderungen Reflux-Beschwerden zu vermeiden.

Wie Schwangere nicht rauchen und keinen Alkohol trinken sollen, gilt es bei erhöhtem Reflux-Risiko, auf Süßigkeiten zu verzichten und Beilagen zu reduzieren. Wir beraten daher Frauen, die einen Kinderwunsch haben, immer vorbeugend darüber, wie sie sich richtig ernähren sollten.