ORDINATIONSMANAGEMENT I Hygiene
Saubere Anforderungen
Foto: adobe stock/auremar
Hygiene in einer Arztordination gilt als Selbstverständ- lichkeit. Der Alltag macht jedoch viele Aspekte schwierig, wenn nachträglich an Anforderungen angepasst werden muss.
Die Anforderungen an die Hygiene ergeben sich in erster Linie durch die angebotenen medizinischen Leistungen. Deshalb ist es empfehlenswert, sich zu Beginn der Ordinationstätigkeit ein möglichst vollständiges Bild der Leistungen zu machen, die in der neuen Ordination erbracht werden sollen. Handelt es sich ausschließlich um nicht-invasive Tätigkeiten wie etwa Gesprächs- therapie beschränken sich die Anforderungen der Hygieneverordnung im Wesentlichen auf „leicht zu reinigende Oberflächen“ und einen entsprechenden Hygieneplan. Bei (minimal-)invasiven Tätigkeiten werden ein Waschbecken, entsprechende Wand- beläge und Fußböden benötigt. Bei größeren Eingriffen, etwa in der Dermatologie – Richtwert: Wundfläche größer 1 cm2 – wachsen die Anforderungen an. Die Hygieneverordnung klassifiziert die invasiv genutzten Ordinationsräume in vier Typen und beschreibt die jeweiligen räumlichen Vorgaben in der Anlage 2. Bei Unklarheiten hinsichtlich der Einordnung bestimmter Tätig- keiten steht die ÖQMED beratend zur Verfügung. Unabhängig von den angebotenen Leistungen müssen WCs mit Waschbe- cken und Seifenspender, Papierhandtuchspender und Abfallkorb ausgestattet sein, solche für Personal und Arzt zusätzlich mit Warmwasser und Desinfektionsmittelspender.
Anforderungen im Ordinationsalltag
Für den täglichen Betrieb ist wohl eine gründliche Schulung des Personals als wesentlicher Punkt zu nennen. Viele der hygiene- relevanten Tätigkeiten werden in der Regel von Mitarbeitern ausgeführt. Die beste Ausstattung nützt nichts, wenn die Anwender
sie nicht korrekt nutzen. Dies ist nicht zuletzt der Hintergrund für die Forderung nach einem Hy- gieneplan, er stellt den Leitfaden da und be- inhaltet sämtliche Regeln für die Durchführung hygienerelevanter Tätigkeiten.
Aus hygienischer Sicht betrachtet, stellen Textili- en jedweder Art in hygienisch sensiblen Räumen die größten Herausforderungen dar. Manche sind explizit verboten, wie zum Beispiel Teppi- che, andere bringen sehr hohe Anforderungen hinsichtlich der Aufbereitung mit sich, wie zum Beispiel Vorhänge. Eine im Sinne der Hygiene- verordnung korrekte Handhabung von Textilien ist meist nur unter Verwendung einer entspre- chenden Waschmaschine, die in der Lage ist, hohe Temperaturen über einen längeren Zeit- raum aufrechtzuerhalten, möglich.
Hygiene: Einfach und unkompliziert
Eine zentrale Aufgabe der ÖQMED ist es, Ärzte bei der verordnungskonformen Umsetzung der Hygienemaßnahmen im Rahmen ihrer baulichen Möglichkeiten zu unterstützen. Dies beginnt spä- testens mit der Selbsteinschätzung der aktuellen hygienespezifischen Situation im Zuge der Selbstevaluierung der Praxis. Dadurch kristalli- sieren sich durch die sehr spezifischen und indi- vidualisierten Fragen meist die eigenen „Baustel- len“ sehr klar heraus. Auch wenn manchmal das Einhalten nach den Buchstaben der Hygienever- ordnung aus faktischen Gründen nicht möglich erscheint, besteht kein Grund zur Befürchtung, vor unerfüllbare Herausforderungen gestellt zu werden. Vieles lässt sich durch organisatorische Maßnahmen einfach und unkompliziert erledi- gen. So bringt zum Beispiel der Umstieg auf Ein- malprodukte eine massive Reduktion der Ver- pflichtungen mit sich. Der größte Fehler wäre, sich aus Angst vor negativen Konsequenzen nicht mit dem Thema
Hygienemanagement auseinanderzusetzen.
bw