MEDIZIN | Multidisziplinäre Kooperation
Teamplayer
Physiotherapeutin Naomi Picker, BSc, Sports Medical Center, schätzt die kurzen Wege, wenn es um die Abstimmung von Therapieplänen geht.
Ein rascher Therapiebeginn sorgt auch für die schnelle Rückkehr in den Alltag.
Menschen sind – aus neurobiologischer Sicht – auf so- ziale Resonanz und Kooperation angelegt. Die beste Vor- aussetzung für eine inter- und multidisziplinäre Zusam- menarbeit auch in der Medizin. Wie es gehen kann, zei- gen zum Beispiel Ärzte und Physiotherapeuten.
FOTOS: Oliver Miller-Aichholz, Sportorthop. Zentrum
Es liegt im Wesen einer Kooperation, dass sie zum Nutzen für alle Beteiligten führt. Die neurobiologische Forschung stellt fest, dass es in der Natur der Menschen liegt, dass sie auf Zuwendung und reibungslose Beziehungen ausgerichtet sind. Gemeinsam geht eben vieles leichter, das gilt auch für den Betrieb einer Ordination. Gemeinschaftspraxen, die auf die Zusammenarbeit von medizinischen Fachdiszipli- nen untereinander oder Medizinern und anderen Gesundheitsdienstleistern ausgerichtet sind, haben fast immer Synergien zum Ziel: Streng wissenschaftlich ist damit gemeint, dass durch die gemeinsame Arbeit etwas „Neues“ geschaffen wird, das durch die „Einzelteile“ nicht möglich gewesen wäre – eine synergetische Kooperation. Die sogenannte „additive Kooperation“ beschreibt hingegen Prozesse und Abläufe der Kooperationspartner, die so umgestaltet werden, dass sie einen optimierenden Effekt erzielen. Wenn Ärzte und Physiothera- peuten unter einem Dach zusammenarbeiten, ist ein Stück von beiden Kooperationsformen – synergetisch und additiv – zu finden: So wird die gemeinsame Betreuung bestimmter Patienten oft rascher und damit wirkungsvoller möglich, administrative Aufgaben werden gebün- delt und damit effizienter und bestimmte Abläufe im Praxisalltag – wie etwa Patiententermine mit Arzt und Physiotherapeut zusammen – werden überhaupt erst möglich.
Vorteile eines One-Stop-Shops
Einer, der schon viele Jahre auf eine Kooperation mit Physiotherapeuten setzt, ist Univ.- Doz. Dr. Patrick Weninger. Er ist Facharzt für Unfallchirurgie in Wien, sein Spezialgebiet sind Verletzungen des Kniegelenkes und die Behandlung von Sportverletzungen. Wenin- ger ist Spezialist und kein Allrounder, daher ist aus seiner Sicht die umfassende Behand- lung seiner Patienten ohne die Zusammenarbeit mit anderen Spezialisten gar nicht mög- lich: „Jeder im Team macht das, was er am besten kann, und was für den Patienten gut ist, schafft für uns alle Vorteile“, bringt er es einfach auf den Punkt und ergänzt: „Unser Geschäftsmodell im Sports Medical Center in Wien ist ein One-Stop-Shop, in dem der Prozess der Genesung – egal von welchem Experten – die Patienten zufriedenstellt.“ Un- ter einem Dach bekommen die Patienten das, was notwendig ist, um gesund zu werden, aus einer Hand oder genauer gesagt aus vielen Händen. „Für uns Ärzte, aber auch alle therapeutischen Berufsgruppen ist das nicht nur organisatorisch praktisch, sondern auch inhaltlich, denn wir können uns im wahrsten Sinne des Wortes auf sehr kurzem Weg ab- sprechen, auch ohne langwierige Terminvereinbarungen. So geht der gesamte Behand- lungsprozess rascher und effizienter.“ Oft sind es nur ein paar Minuten zwischendurch, die eine gemeinsame Abstimmung ermöglichen und dem Patienten auf lange Sicht aber
viele Tage oder sogar Wochen Zeit ersparen.
Hürden sieht Weninger in der multidisziplinären Kooperation keine: „Manchmal ist Zwischenmenschliches zu klären, aber das in jedem Büro oder in jeder anderen Firma auch der Fall. Ich schätze es sehr, dass wir dem Patienten gegenüber immer als Team auftreten und hier keine Konflikte ausgetragen werden. Wir arbeiten alle auf Augenhöhe zusammen.“ Die insgesamt zwölf nichtärztlichen Berufsgruppen in der Ordination des Unfallchirurgen sind alle selbstständig tätig und buchstäblich handverlesen: „Viele der Mitarbeiter kamen über Empfeh- lung von Kollegen und Patienten.“ Der gegenseitige Austausch ist durch die gemeinsame Arbeitsauffassung immer gewährleistet: „Wir sind Teamplayer und haben ein gemeinsames Ziel: den zufriedenen Patienten“, betont Weninger. Bei seinen Patienten liegt der Schwer- punkt auf Knie- und Kreuzbandverletzungen und hier hilft das doppelte Monitoring – durch Arzt und Physiotherapeut – besonders, denn: „Wir haben viele Sportler und da spielt die passende Motivation eine große Rolle. Wenn das von zwei unterschiedlichen Seiten unterstützt wird, kann sich das nur positiv auf den Heilungsprozess auswirken.“ Patienten haben das Sicherheitsnetz, dass vier Augen und zwei Be- rufsgruppen mehr sehen: „Das ist wie eine Hose, die von Hosenträgern und Gürtel gehalten wird. Da kann nichts rutschen!“, resümiert Weninger.
Vom Spitzensport zum Patienten
Auch im Wiener Sportorthopädie Zentrum verfolgen Orthopäden und Therapeuten ein umfassendes Konzept, um ihren Patienten die rasche Rückkehr in den Alltag oder ins Training zu ermöglichen. „Jeder Arzt bei uns ist auf eine Körperregion spezialisiert und bringt hohe Expertise mit“, sagt Dr. Ulrich Lanz, IOC Dip Sp Phy, Facharzt für Orthopädie, orthopädische Chirurgie und Sportorthopädie und Gründer und Leiter des Sportorthopä- die Zentrum des Zentrums. Ungeplant, aber hilfreich ist die Tatsache, dass ein Großteil der Ärzte und Therapeuten der Wahlarztpraxis selbst aus dem Leistungssport kommen und damit viel Verständnis für die Patienten mitbringen. Daher werden hier auch Therapi- en angeboten, die man sonst nur aus dem Spitzensport kennt.
Über 40 Bewerbungen gab es für die offenen Stellen der Physiotherapeuten – zum Zug kamen schließlich nur jene mit einer Top-Ausbildung und hoher Motivation. „Gemeinsam
decken wir ein sehr breites Spektrum ab und können für einen sofortigen Therapiebeginn sorgen, wenn es erforderlich ist“, freut sich Lanz. Für den reibungslosen Ablauf in der Zusammenarbeit der Berufsgruppen ist ein Teamleader der Physiotherapeuten im Einsatz, regelmäßi- ge Meetings und Teambuildingmaßnahmen sorgen nicht nur für eine gute fachliche Abstimmung, sondern auch für das passende Arbeitsklima.
Die Vorteile des Sportorthopädie Zentrum liegen in den verkürzten Wegen, da alles unter einem Dach stattfindet und in einer vereinfachten Kommunikation zwischen den Berufsgruppen, wodurch Missverständnisse und unnötige Wartezeiten vermieden werden können. Für jün- gere Patienten bedeutet die rasche Genesung, dass sie auch rascher zurück im Job sind, ältere Patienten, die gerade nach Operationen in ihrer Mobilität eingeschränkt sein können, schätzen dass sie nur einen Ansprechpartner und eine Adresse für Termine und Therapien brauchen. Denn Patienten zu operieren ist nur die halbe Miete, auch die Nachbetreuung muss stimmen. Die passende Arztsoftware spielt hier mit, die Therapiepläne sowie Termine mit Ärzten und Physiotherapeuten einfach koordiniert.
rh