REHABILITATION Long Covid 

Ambulante inter- nistische Rehabili- tation bei Patien- ten mit Long Covid

FOTOS: ZVG

Nach 18 Monaten Pandemie müssen wir feststel- len, dass es neben der akuten Covid-19-Erkran- kung eine zweite Pandemie gibt: die der Patien- ten mit Long Covid.

Viele der Long-Covid-Betroffenen hatten keinen schweren oder gar kritischen Verlauf. Die interdisziplinäre Abklärung ist komplex, eine Therapieoption bietet die Rehabilitati- on. Die Österreichische Gesellschaft für Allgemeinmedizin (ÖGAM) hat zusammen mit Experten aus vielen Fachgesellschaften eine S1-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie von Long-Covid-Patienten publiziert.


Was ist Long Covid?

Die Definition von Post-Covid-Syndrom bzw. Long Covid ist eine rein zeitliche und nicht klinisch symptomorientierte. Die akute Phase der Covid- 19-Erkrankung wurde durch Symptome für vier Wochen definiert. An diese anschließend können bis zu zwölf Wochen Covid-19 assoziierte Be- schwerden andauern. Das Post-Covid-Syndrom ist definiert durch Symptome, die länger als zwölf Wochen andauern. Long Covid ist ein Überbe- griff für anhaltende oder neu aufgetretene Symptome, die länger als vier Wochen andauern. Der Pathomechanismus ist multifaktoriell und in der S1-Leitlinie der AWMF (siehe Abb. 1) übersichtlich dargestellt.


Angebote zur Rehabilitation

In Österreich haben wir flächendeckend das Angebot zu stationärer Rehabilitation mit viel Erfahrung und hohem Spezialisierungsgrad. Dazu gibt es in den Ballungszen- tren das Angebot der ambulanten Reha von Bregenz bis Eisenstadt. Vonseiten der VAMED wurde bereits im Som- mer 2020 in der Rehaklinik Enns ein stationäres und in der Therme Wien Med ein ambulantes Rehabilitationsan- gebot für Patienten mit Post-Covid-Syndrom implemen- tiert. Seit Sommer 2021 bieten auch die ambulanten Re- hazentren in Eisenstadt und Wörgl ein derartiges Angebot.

Erste Publikationen zum Thema Rehabilitation bei Long

Covid konnten die Machbarkeit, Sicherheit und Effektivität nach einem schweren Verlauf zeigen. Nach einer dreiwöchigen stationären Rehabilitati- on verbesserten sich sowohl körperliche Leistungsfähigkeit klinisch rele- vant (Sechs-Minuten-Gehtest: mittelschwer Betroffene plus 48 m, schwer Betroffene plus 124 m) wie auch die psychosomatischen Parameter Angst, Traumatisierung und Depression.

Dieselben Erfahrungen haben wir in sechs Wochen ambulanter Rehabilita- tion gemacht. Es kommt zu einer klinisch relevanten Verbesserung des Sechs-Minuten-Gehtests: plus 62,9 m,, die mit einer Number Needed to Treat (NNT) von 1,4. Die Mehrzahl der Patienten verbesserte sich mehr als der Minimal Clinical Important Difference (MCID) von 30,5, nur sehr wenige hatten keinen Benefit (siehe Abb. 2) zu einer Reduktion der Fatigue – NNT 1,9, zu einer Verbesserung der Dyspnoe – NNT 1,8; Publication accepted 1/22). Weitere Studien zeigten eine Verbesserung der restriktiven Lungen- funktionsveränderungen, der Diffusionsstörung und der Atemmuskelkraft.

Wir haben in den letzten 18 Monaten viele Patienten mit Long Covid gese-

hen und behandelt und haben diese in der Publikation in Form des Schwe- regrades des initialen Verlaufs in Hospitalisierte und nicht Hospitalisierte eingeteilt. Das Erstaunliche ist, dass auch viele Patienten mit vermeintlich „milden“ Verläufen nach 4,4 Monaten dieselben Beschwerden haben wie diejenigen, die hospitalisiert oder gar auf der Intensivstation waren. In un- serem Kollektiv hatten unabhängig vom Schweregrad der Infektion fast 70 % Dyspnoe, 63 % Fatigue und fast 40 % neurokognitive Defizite.

Das Kollektiv der „milden Verläufe“ war durchwegs jünger (im Schnitt 43 Jahre) und in 60 % weiblich. Das bestätigt die Autoimmunhypothese, da bei Frauen auch Autoimmunerkrankungen gehäuft vorkommen. Das Kollek- tiv der „schweren Verläufe“ war im Schnitt zehn Jahre älter und zu

85 % männlich. Dies deckt sich mit anderen Erfahrungen im klinischen All- tag, dass Kollegen berichten, sie könnten klinisch Patienten mit Long Covid so schwer einschätzen. Die funktionelle Einschränkung ist initial messbar, ab dem Grad 2 ist laut Leitlinien eine Reha indiziert, hier kam es zu einer deutlichen Verbesserung der Post Covid Functional Scale – NNT 1,2 bei der Mehrzahl der Patienten (siehe Abb. 3).

Zusammenfassend führt die multidisziplinäre ambulante internistische Re- habilitation zu einer Verbesserung von Leistungsparametern und zu einer funktionellen Verbesserung der Patienten mit Long Covid.