FotoS: ZVG

ORDINATIONSMANAGEMENT |  Digitalisierung

Digitale Roadmap gegen Insellösungen

Ein Datenhighway für das Gesundheitswesen sollte in Österreich durchaus leistbar sein. Gefordert werden Sys- teme, auf die alle Anbieter von Gesundheitsdiensten Zu- griff haben.

Die Industrieplattform Medizinsoftwarehersteller, ein Netzwerkpartner des Fachverbands der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI), fordert eine effizient geplante Digitalisierung des österreichischen Gesundheitssystems. Gelingen soll das, indem alle Stakeholder des digitalen Gesundheitswesens – Bund, Länder, Ärztekammer, Apothekerkammer, ÖGK/SV, ELGA, Softwareher- steller der FEEI-IPMED und FVUBIT – gemeinsam eine Digitale Roadmap für das Gesundheitswesen erarbeiten. „Damit können auf Basis realistischer Einschätzungen und Beurteilung von Vorhaben adäquate Finanzierungs- und Umsetzungsmodelle entwi- ckelt werden“, betont Dr. Manfred Müllner, stellvertretender Geschäftsführer des FEEI. Der Wille der öffentlichen Hand zu Inno- vationspartnerschaften mit privaten Anbietern soll bei der Umsetzung ein integraler Bestandteil sein.


Lückenhafte Systeme vermeiden

Es müssen Systeme entwickelt werden, auf die alle Anbieter von Gesundheitsdiensten Zugriff haben. Vor lückenhaften Syste- men wird vonseiten der Experten des FEEI ausdrücklich gewarnt. Es braucht nach Ansicht des FEEI entsprechende Rahmen- bedingungen nach internationalen Standards und Schnittstellen für einen systemübergreifenden Datenaustausch – denn nicht kompatible und damit teure Insellösungen müssen vermieden werden. Immerhin betrug der IT-Branchenumsatz im niedergelas- sen Bereich im Vorjahr rund 100 Millionen Euro inklusive der öffentlichen eCard-Infrastruktur – das bedeutet ein IT-Budget von rund 1,8 Prozent vom Umsatz pro Kassenordination. „Damit liegt die Durchschnittsordination wesentlich unter dem globalen Branchendurchschnitt von mehr als 3 Prozent. Die Kosten für den Erhalt der Ineffizienzen des aktuellen öffentlichen Gesund- heitssystems sind höher als die Kosten für die Umsetzung und den Betrieb der neuen digitalen Möglichkeiten“, betont Ing. Eduard Schebesta, Sprecher der Industrieplattform Medizinsoftwarehersteller und ergänzt: „Milliarden Euro fließen jedes Jahr in den Bau von Straßen und Tunneln – im Vergleich dazu würde der digitale Highway der Medizin weniger als 300 Millionen Euro pro Jahr kosten. Wir sehen es als dringende Aufgabe der öffentlichen Hand, Kassenärzte und Apotheken mit einem adäquaten Budget für Investitionen und Betrieb in IT-Infrastruktur auszustatten.“


Viele Vorteile

Mit der effizienten Digitalisierung des österreichischen Gesundheitswesens würde eine bessere Qualität in der Behandlung, eine Verkürzung von Wartezeiten und eine Minimierung von Behandlungsrisiken gewährleistet. Vor allem chronisch kranke Men- schen hätten nicht mehr die alleinige Verantwortung, ihre Krankengeschichte und verordnete Medikamente zu kommunizieren. Ärzte würden mehr Sicherheit in der Diagnostik und der Therapie erhalten. Mit einem Blick in ein digitales Register können die Behandler nicht nur eine bessere und raschere Diagnose abgeben, sondern vor allem eine viel zielgerichtetere Behandlung und Therapie einleiten und beispielsweise das Risiko von Doppelmedikationen verringern. „Es braucht einen konstruktiven Dia- log zwischen allen Stakeholdern für eine rasche Lösung im Sinne der Patienten, mit der alle Anwender im medizinischen Be- reich leben können“, appelliert Müllner.rh

Ing. Eduard Schebesta, Sprecher der Industrieplattform Medizinsoftwareher- steller und Dr. Manfred Müllner, stellver- tretender Geschäftsführer des FEEI.