PRAXEN & IMMOBILIENImmobilienmarkt Steiermark

Grazer Immobilienmarkt bleibt heiß

Graz und Graz-Umgebung bleiben stark nachgefragt. Gleichzeitig vergrößert sich das Einzugsgebiet um die steirische Landeshauptstadt.

FOTOs: ISTOCKPHOTO/ FAABI, PERICON

Der Boom am Grazer Immobilienmarkt hält weiter an. Mit 7.321 verkauften Objekten konnte die Mur-Metropole im Vorjahr zwar nicht ihr Rekordergebnis von 2020 (7.928) bestätigen, aber immerhin das bislang zweitbeste Resultat der Geschichte erzielen. Stark entwickelt hat sich mit 3.734 Verbücherungen (2020: 3.217) auch Graz-Umgebung. Was die Menge der verkauften Immobilien betrifft, belegt die Steiermark mit 25.497 österreichweit den dritten Platz. Beim Verkaufswert steht mit 4,66 Milliarden Euro hingegen der fünfte Rang zu Buche. „Der Markt ist heiß, es gibt viel Nachfrage und jetzt spürbar weniger Angebot“, hält Mag. Stefan Koller, Geschäftsführer der PERICON GmbH, fest. Er geht davon aus, dass der Boom weitergehen und die Preise steigen werden. Und das aus mehreren Gründen: Einerseits treffe Angst bzw. Krisenstimmung auf einen Mangel an konservativen Anlageformen mit werterhaltender Rendite. Andererseits würden massiv komplexere Behördenverfahren und die Einflüsse der neuen Regierung – Stichwort: Dichte-Verordnung – für zusätzliche Engpässe in der Projektentwicklung sorgen.


Preisanstieg 2022: + 9,6 %

Auch die Experten von RE/MAX Steiermark gehen von einem starken Jahr 2022 aus. Während um fast 8 % mehr Nachfrage erwartet wird, soll das Angebot lediglich um 1,6 % steigen. Die Folge: ein satter Preisanstieg von 9,6 %. Ing. Alois Marchel, Geschäftsführer RE/MAX Classic mit Büros in Graz und Gleisdorf, sieht hinter dieser Entwicklung die gleichen Faktoren wie Koller. „Die Nachfrage nach Eigentumswohnungen in Graz ist weiter hoch“, meint er. Auffallend ist für den Immobilienexperten, dass derzeit jüngere Interessenten relativ häufig gebrauchte Eigentumswohnungen zwecks Anlage und Vermietung suchen würden.

Nach wie vor werden in Graz etliche Wohnungsprojekte realisiert. „Auch in Lagen, die in der Vergangenheit nicht so begehrt waren, sind die Preise bei Eigentumswohnungen gestiegen“, so Marchel. Merklich gestiegen seien auch die Preise von gebrauchten Wohnungen. Weiterhin stark sei die Nachfrage nach gebrauchten Zwei-Zimmer- Wohnungen, aber auch Objekte mit 80 m2 würden rasch Käufer finden. Ein Überangebot macht Marchel dagegen bei kleineren Wohnungen mit rund 30 m2 Fläche bzw. Starterwohnungen aus. Was die Lagen betrifft, seien die Innere Stadt, Herz-Jesu, St. Leonhard sowie Geidorf besonders gefragt.

Viele Ärzte, die eine oder mehrere Anlagewohnung besitzen oder den Ankauf erwägen, werden sich sicher fragen, ob angesichts der vielen neuen Objekte, die heuer und 2023 auf den Markt kommen, von zurückgehenden Mietpreisen auszugehen ist. „Ja und nein“, meint Koller. Mit „Ja“ könne die Frage beantwortet werden, wenn es um die vielen neuen freifinanzierten Wohnungen gehe, die in Großprojekten wie Reininghaus oder Smart City Graz entstünden. Zu verneinen sei sie wiederum, wenn man die geförderten Wohnungen betrachte, da es hier deutlich weniger Angebot gebe und die Mieten zusätzlich mit dem Richtwert gedeckelt und damit für Mieter günstiger seien.


Stark nachgefragt: Bauherrenmodelle

„Weiterhin extrem nachgefragt werden Mietwohnungen bei Bauherrenmodellen mit

umfassender Sanierungsförderung, da diese aufgrund der hohen Förderung nur mit einem sehr niedrigen Mietzins angeboten werden dürfen“, sagt Koller. Auch hier gibt es aktuell einige spannende neue Projekte, an denen sich interessierte Ärzte beteiligen können. Ein Beispiel: das Neu- Bauherrenmodell „Straßganger Straße 398“ von PERICON im beliebten Grazer Wohnbezirk Straßgang. Konkret entstehen dort rund 20 Wohnungen mit Größen zwischen 40 und 80 m2. Ein weiteres Beispiel ist „Wohnen im Park“ der VALUITA GmbH in Graz-Jakomini (siehe dazu die News auf Seite 60). Auch die IFA hat in Graz etliche Wohnprojekte als Bauherrenmodell realisiert. Gestiegen ist 2021 auch die Zahl der Immobilientransaktionen rund um Graz. Laut den RE/MAX-Experten

finden in der Steiermark rund 55 % der Transaktionen von Eigentumswohnungen in Graz/Graz-Umgebung statt. Da es 2019 noch fast 70 % waren, folgern sie daraus, dass in den Regionen außerhalb von Graz-Umgebung die Bedeutung von Eigentumswohnungen zunimmt und sich das Einzugsgebiet rund um die steirische Landeshauptstadt vergrößert. Die Käufer dieser Objekte würden mittlerweile Fahrzeiten zur Grazer Stadtgrenze von bis zu 46 Minuten einplanen. Vom Run ins Grüne würden etwa Leibnitz, Voitsberg und Bruck an der Mur profitieren. Dort seien auch die Preise günstiger. Allerdings sei auch in Graz-Umgebung heute keine neue Eigentumswohnung mehr für weniger als 3.000 Euro/m2 zu haben.

Kräftige Preisanstiege wurden 2021 auch in der Region Liezen-Schladming verzeichnet. Auch hier trifft sehr hohe Nachfrage auf ein überschaubares Angebot. Hoch im Kurs stehen – neben leistbaren Häusern und Wohnungen für junge Einheimische – vor allem Ferienimmobilien. Diese seien aber aufgrund der gesetzlichen Rahmenbedingungen nicht vorhanden bzw. schwierig zu finanzieren, heißt es bei RE/MAX. In und um Schladming kosten Neubau-Eigentumswohnungen aktuell zwischen 5.000 bis 8.000 Euro/m2. Mitunter werden aber auch 10.000 Euro oder mehr für den Quadratmeter bezahlt. Heuer wird im Übrigen ein weiterer Preisanstieg erwartet. Unter anderem wegen der gestiegenen Preise in der Bauwirtschaft.


pb