Problemen mit der Nasenatmung muss systematisch auf den Grund gegangen werden (li.).
Dozentin Dr. Claudia Lill, Stellvertretende Leiterin des Kopf-Hals-Instituts am Evangelischen
Krankenhaus Wien mit dem neuesten Nasen-Navi: raschere Genesung durch höchstmögliche
Gewebeschonung (re.)
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fotoS: EKH/ C. Richter, EKH/ M. Knapp
Hightech für die Nebenhöhle
Erschwerte Nasenatmung, hinter der Nase hinabtropfender Schleim, Kopfweh sowie Ge- ruchs- und Geschmacksstörungen sind Sym- ptome von wiederkehrenden Erkrankungen der Nasennebenhöhlen.
Eine nicht vollständig ausgeheilte Sinusitis, anatomische Besonderheiten, Allergien oder Nasenpolypen lösen dabei nicht selten chronische Beschwerden mit wiederhol- ten Infektionen und behinderter Nasenatmung aus. Für jene Patienten, die keine Aller- gie haben und bei denen die konsequente medikamentöse Behandlung, etwa mit Kor- tisonsprays, nicht anschlägt oder die an Polypenbildung leiden, stellt eine Operation oft die letzte Besserungsoption dar. „Ein weiterer Grund für einen Eingriff ist gegeben, wenn zusätzlich zur chronischen Entzündung der Nebenhöhlen auch ein sogenannter ‚post-nasal drip‘ mit Schleim auftritt. Fließt dieser bis in die Lunge zurück, kann er die- se angreifen und chronische Bronchitis bewirken“, erklärt Dozentin Dr. Claudia Lill,
Stellvertretende Leiterin des Kopf-Hals-Instituts am Evangelischen Krankenhaus Wien.
Dank eines modernen Navigationsgeräts sind Eingriffe an den Nasennebenhöhlen mittlerweile patientenschonender und auch deutlich komplikati- onsärmer geworden. „Die neueste Navi-Technologie bei uns im Haus verknüpft die Naturmaße der Nasennebenhöhlen auf dem neuesten, hochauf- gelösten OP-Bildschirm mit den zuvor angefertigten CT-Bildern. Diese werden vorab eingespielt und können dann während der Operation abgeru- fen werden. Dadurch werden etwa besondere Engstellen und spezielle Zellen in Nase und Nebenhöhlen präziser dargestellt und können vom Arzt entsprechend berücksichtigt werden. Das Navigationsgerät zeigt dabei zu jedem Zeitpunkt die exakte Lokalisation durch eine navigierte Sonde an“, gibt Lill Einblick in die Methode.
Verbesserung durch Sinusitis-OP
„Ziele dieses minimalinvasiven Eingriffs sind eine dauerhaft bessere Nasenatmung, ein erleichterter Sekret-Abtransport, eine Verbesserung des Geruchssinns und eine Steigerung der durch die chronische Entzündung verminderten allgemeinen Leistungsfähigkeit“, erläutert Univ.-Doz. Dr. Boban Erovic, Vorstand des Kopf-Hals-Instituts am Evangelischen Krankenhaus Wien. Die Patientenzufriedenheit liegt bei rund 80 %. Dazu kom- men weitere Vorteile der Navigationstechnik: Klarere Sicht und gezieltere Steuerung durch das sehr enge Operationsareal helfen, das Komplikati- onsrisiko speziell im sensiblen Zugang zum Sinus frontalis deutlich zu reduzieren. Gefürchtete Blutungen oder gar Verletzungen des Augennervs sind damit optimal vermeidbar. Die höchstmögliche Gewebeschonung ermöglicht auch eine zügigere Genesung. „Im Evangelischen Krankenhaus Wien ist bei Schilddrüsen- und bei Ohrspeicheldrüsen-OPs das Neuromonitoring seit Langem State of the Art, um das Verletzungsrisiko von Stimm- bandnerv oder Gesichtsnerv zu minimieren. Und ebenso wird auch das Navi-Gerät einen wichtigen Beitrag leisten, um Komplikationen bei komple- xeren Nebenhöhlen-OPs und vor allem bei Zweiteingriffen nochmals deutlich zu reduzieren“, ergänzt Lill.
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Univ.-Doz. Dr. Boban Erovic,
Vorstand des Kopf-Hals-Instituts am Evangelischen Krankenhaus Wien.