REHABILITATION Diabetes 

Diabetes mellitus und Post Covid:

Synergieeffekte bei der Rehabilitation

FOTOS: ZVG, ISTOCKPHOTO/ CELSOPUPO

Gut eingestellte Blutzuckerwerte minimieren das Risiko für langfristige Begleit- und Folgeerkran- kungen von Diabetes. Regelmäßige Rehabilitati- on beugt damit auch einem schweren Verlauf im Falle einer Sars-CoV-2-Infektion und Corona- Langzeitfolgen vor.

Diabetiker erleiden bei einer Sars-CoV-2-Infektion häufiger einen schwereren Krank- heitsverlauf als Nicht-Diabetiker. Diabetes erhöht das Risiko für eine intensivmedizini- sche Behandlung, die Stoffwechselerkrankung per se geht aber nicht mit einer erhöh- ten Sterblichkeit bei Sars-CoV-2 einher. Liegen jedoch Komorbiditäten, beispielsweise kardiologische oder chronische nephrologische Erkrankungen oder fortgeschrittenes Alter vor, steigt die Mortalität. Das Sterberisiko steht damit weniger im Kontext mit ei- nem vorhandenen Diabetes als mit vorhandenen Begleiterkrankungen und etwaigen Komplikationen.


Folgeerkrankungen vermeiden

Darüber hinaus gibt es Hinweise, dass Vorerkrankungen wie Diabetes mellitus auch mit einem erhöhten Risiko für Post Covid einhergehen. Studi- en deuten darauf hin, dass Covid-19 Tachykardie, Sarkopenie, Muskelermüdung und mikrovaskuläre Dysfunktion bei Patienten mit Diabetes ver- stärken oder verschlimmern kann. Daher gilt es, bei Diabetes und Prädiabetes bereits in der Primärversorgung laufend auf optimale Stoffwechsel- einstellungen zu achten, um Folgeerkrankungen wie einen schweren Verlauf im Falle einer Covid-19-Erkrankung und Corona-Langzeitfolgen mög- lichst zu vermeiden.


Typische Symptome bei Post Covid

In erster Linie treten Dyspnoe, Fatigue, Konzentrations- und Gedächtnisprobleme sowie Kopfschmerzen auf. Allgemein zeigt sich in der Rehabili- tation, dass Post-Covid-Patienten körperlich wie mental schnell erschöpft und nur eingeschränkt leistungsfähig sind. Zudem hat sich bei vielen die Lungenfunktion noch nicht normalisiert. In der Rehabilitation steht bei vorliegendem Post-Covid-Syndrom zwar dessen Symptomatik im Vorder- grund, Stoffwechselerkrankungen werden aber aus oben angeführten Gründen immer mitbehandelt, auch wenn sie nicht die primäre Indikation für die Zuweisung sind.


Zwei Diagnosen, eine Reha

Diabetiker, die an einem Post-Covid-Syndrom leiden, profitieren daher doppelt von einer stationären Rehabilitation. Die gezielten therapeutischen Maßnahmen unterstützen die Heilung von Post Covid, zudem kann die durch das Fatigue-Syndrom eingeschränkte körperliche Aktivität bislang langfristig stabil eingestellten Blutzucker und sogar Blutdruck beeinflussen. Hier werden in der Rehabilitation die Einstellungen optimiert und me- dikamentöse Therapien entsprechend adaptiert.


Ziele der Rehabilitation bei Diabetes

Der auf die individuellen Bedürfnisse jedes Patienten abgestimmte Therapieplan zielt darauf ab, die persönliche Leistungsfähigkeit und die Le- bensqualität wieder zu verbessern. Neben der laufenden medizinischen und pflegerischen Versorgung ist während der dreiwöchigen Rehabilitati- on ausreichend Zeit, die Patienten – auch bei schwierigen Problemlagen – ausführlich zu schulen, beispielsweise bei geringem Diabeteswissen oder wenn die Erkrankung nicht ausreichend ernst genommen wird. Während der Corona-Pandemie konnte die Versorgung von Menschen mit Diabetes nicht immer adäquat sichergestellt werden. Insbesondere jene, bei denen eine optimale Versorgung nicht möglich war, profitieren neben der Therapie von Post Covid auch von der gleichzeitigen Behandlung der Stoffwechselerkrankung. So werden in der Rehabilitation beispielsweise Schulungen zur Blutzuckermessung und wenn nötig zur Selbstkontrolle durchgeführt, die primäre Therapie im Bereich Ernährung und Bewegung forciert und gegebenenfalls die medikamentöse Therapie optimiert.


Interdisziplinäre Zusammenarbeit

Das stationäre Rehabilitationsteam umfasst auch Berufsgruppen wie Psychologie und Diätologie, sodass die Defizite mit einem abgestimmten, multimodalen Therapiekonzept behandelt werden können. Zu den häufigsten psychischen Belastungen nach einer Covid-19-Erkrankung zählen Schlafprobleme (26 %) sowie Angststörungen und Depressionen (23 %). Längere Aufenthalte auf einer Intensivstation, vor allem mit künstlichem Tiefschlaf und Beatmung, verursachen vermehrt psychische Probleme. Bei stärkerer Ausprägung kardiologischer Beschwerden zählt die Belas- tungsergometrie zu den diagnostischen Untersuchungen bei der Aufnahme; bei entsprechender Indikation werden zudem Echokardiografie und Langzeit-EKG erstellt. Wird die Stoffwechselerkrankung zudem von Atemstörungen im Schlaf begleitet, ergänzt die Untersuchung im Schlaflabor die Diagnostik.


Spezifische Therapien bei Post Covid

Bei Post Covid ist körperliches Training wesentlich, wobei dieses sehr genau auf die körperliche Leistungsfähigkeit des Patienten abgestimmt sein muss. Da vor allem bei Fatigue-Syndrom eine körperliche Überforderung Rückfälle verursachen kann, muss das Training genau überwacht und dessen Intensität gegebenenfalls adaptiert werden. Insbesondere nach einem intensivmedizinischen Aufenthalt, längerer Bettlägrigkeit oder schwerer Erkrankung sind Patienten häufig von Einschränkungen bei der Atmung betroffen. Bei Atemnot wird mit Übungen aus der pneumologi- schen Rehabilitation an der Stärkung der Atemmuskulatur und der Beweglichkeit des Brustkorbs gearbeitet. Richtige Atemarbeit und

-technik bewirken eine effizientere Atmung, sodass Betroffene mit eventuellen Einschränkungen besser umgehen können, die Symptome reduziert und die Leistungsfähigkeit gesteigert werden.


HbA1c-Screening wird von ÖGK bezahlt

Gemäß S1-Leitlinie sind die Hausärzte erste Anlaufstelle bei Post-Covid-Symptomen. Sie kennen in der Regel ihre Patienten sehr gut und können sie nach entsprechendem Monitoring eventuell notwendiger zusätzlicher Befunde und erforderlicher Therapien einem Facharzt oder einer statio- nären Rehabilitation zuweisen. Darüber hinaus kommt den niedergelassenen Allgemeinmedizinern in der Prävention eine tragende Rolle zu. Auf- grund der weit verbreiteten Gewichtszunahme in der Bevölkerung seit Beginn der Corona-Pandemie ist auch das Risiko für eine Diabetes-Erkran- kung gestiegen. Noch nicht absehbar ist, wie weit diese manifest wird, daher gilt der Früherkennung besondere Aufmerksamkeit. Dem trägt auch die kürzlich beschlossene Kostenübernahme des HbA1c-Wertes in der Vorsorge Rechnung. Die Ermittlung des Langzeitzuckers leistet einen we- sentlichen Beitrag dazu, Diabetes oder Prädiabetes rechtzeitig zu erkennen und durch eine rechtzeitige Behandlung auch im Fall einer Sars-CoV- 2-Infektion einem schweren Krankheitsverlauf vorzubeugen. Der HbA1c-Wert sollte vor allem bei übergewichtigen und adipösen Personen oder bei Vorliegen von Risikofaktoren regelmäßig gescreent werden.


Voraussetzungen für die Rehabilitation

Eine Rehabilitation ist sinnvoll, wenn die Patienten körperlich dazu in der Lage sind, Therapien zu absolvieren, und ein Nutzen durch die Rehabili- tation absehbar ist. Zu den Kontraindikationen für eine stationäre Rehabilitation zählen akute Erkrankungen, bestimmte erst kürzlich durchgestan- dene Erkrankungen wie Thrombosen, noch nicht abgeklärter Verdacht auf koronare Herzkrankheit oder laufende Chemotherapie.