REHABILITATION | Skoliose


Durch die Therapie soll eine weitere Zunahme der Verkrümmung

verhindert werden.

Mobilisation in

der Kinder- und

Jugendrehabilitation

fotoS: kokon

Wenn Bewegung nach einem Unfall, einer Operation oder aufgrund einer Erkrankung nicht oder erschwert möglich ist, kann das für junge Menschen überaus belastend sein.

In der Kinder- und Jugendrehabilitation kokon an den Standorten Bad Erlach (NÖ) und Rohrbach-Berg (OÖ) lernen Betroffene, in einen Alltag ohne Einschränkungen zurückzufinden oder ihren Alltag mit den Einschränkungen besser bewältigen zu können.

Wie bei Erwachsenen auch zählen Erkrankungen beziehungsweise Störungen des Bewegungsapparates bei Kindern und Jugendlichen zu den häufigsten Gründen für eine Reha. Fast ein Viertel der Aufenthalte ist bei jungen Menschen auf Lähmungen zurückzuführen, gleich danach folgen angeborene Fehlbildungen, Deformitäten und Chromosomenanomalien. Bei der Rehabilitation bestehen allerdings wesentliche Unterschiede zwi- schen erwachsenen und jungen Menschen. Kinder und Jugendliche sind vergleichsweise weniger belastbar und benötigen auf sie und ihre Be- dürfnisse speziell zugeschnittene Rehabilitationsangebote. Auch spielt bei ihnen die Entwicklung eine wichtige Rolle. Eine kind- und jugendge- rechte Reha ist für den Behandlungserfolg daher fast genauso entscheidend wie eine möglichst frühzeitig ansetzende Rehabilitation in der beson- ders kritischen Wachstumsphase.


Kindgerechte Angebote

In der Kinder- und Jugendreha kokon zählt die Mobilisation dementsprechend zu den ausgewiesenen Schwerpunkten. Die Reha im geschützten, kindgerechten Rahmen ist etwa sinnvoll, wenn durch einen Unfall, eine Erkrankung oder nach einer orthopädischen Operation der Bewegungsap- parat beeinträchtigt wurde. Bei den Indikationen an den beiden kokon-Standorten stehen unter anderem Folgezustände nach Verletzungen, Er- krankungen und angeborenen Fehlbildungen des Stütz- und Bewegungsapparates, nach chirurgischen oder orthopädischen Eingriffen sowie nach Verletzungen, Erkrankungen und angeborenen Fehlbildungen des zentralen Nervensystems im Fokus. Auch entzündliche, rheumatische Ge- lenkerkrankungen, die einer konservativen Behandlung bedürfen, gehören zu den Schwerpunkten.

Basis jeder Rehabilitation bildet ein individuell angepasstes, personenzentriertes, therapeutisch-medizinisches Konzept in einem sicheren Rah- men, in dem sich die jungen Menschen ganz nach ihren individuellen Bedürfnissen und Fähigkeiten entwickeln und entfalten können. Ziel ist es im- mer, sie dahingehend zu unterstützen und zu begleiten, dass sie ihr Leben möglichst autonom und selbstständig gestalten können. Im besten Fall werden die Beschwerden deutlich reduziert, in jedem Fall aber können sie den Alltag mit Einschränkungen besser bewältigen.

Erfahrungen zeigen, dass viele Familien mit der Belastung aufgrund der Erkrankung ihres Kindes anfangs überfordert sein können. Daher gibt ko- kon den Eltern und der Familie bewusst Platz und Raum zum Austausch – mit den Teams und auch den anderen Eltern. Noch während der Rehabi- litation verspüren sie oft Erleichterung und danach sind viele erstaunt, wie einfach der Transfer zurück in den Alltag funktioniert und wie sehr sich das Leben für die ganze Familie entspannt.


Ganzheitliche Therapie bei Skoliose

Ein weiterer Schwerpunkt, aus dem im kokon ein Behandlungskonzept entwickelt wurde, ist die adoleszente, idiopathische Skoliose. Betroffenen bereitet die krankhaft bedingte Verformung der Wirbelsäule im Jugendalter zwar meist noch keine Beschwerden, doch eine frühe Diagnose und damit verbundene Therapien sind entscheidend, damit das langfristig so bleibt. Zwischen ein und vier Prozent der Kinder im pubertären Wachs- tumsschub entwickeln eine Skoliose, bei der neben genetischer Veranlagung auch hormonelle, neuronale oder muskuläre Auslöser vermutet wer- den. Betroffen sind hauptsächlich Mädchen, bei ihnen treten auch schwere Ausprägungen deutlich häufiger auf als bei Burschen.

Bei Skoliose-Patienten im Wachstum verfolgen die Experten mit individuell gewählten Therapiemaßnahmen vor allem zwei Ziele: In erster Linie soll eine weitere Zunahme der Verkrümmung verhindert und diese in weiterer Folge zudem reduziert werden. Mit konsequenter Therapie und einem speziellen Korsett lassen sich die meisten Fälle gut behandeln und Folgeprobleme vermeiden. Die Behandlung reicht von maßgeschneiderten physiotherapeutischen Übungen über Kraft- und Ausdauertraining bis hin zum Klettern, Schwimmen und Wandern. Neben ausreichend und vor al- lem richtiger Bewegung lernen die jungen Menschen, ihr Leben skoliosegerecht zu gestalten, um das Fortschreiten der Verformung aufzuhalten.

Wenngleich es in jungen Jahren nur selten zu körperlichen Beschwerden kommt, kann die Skoliose deutlich auf die Seele drücken. Oft leiden spe- ziell Mädchen unter ihrem auffälligen Körperbild. Das zweite Ziel der dreiwöchigen stationären Rehabilitation ist daher, dass sich die jungen Patien- ten positiv mit ihrer Krankheit auseinandersetzen. Äußerst förderlich ist dabei der intensive Kontakt mit Gleichgesinnten: Die Betroffenen motivieren und unterstützen sich gegenseitig. Zudem setzen sowohl Bad Erlach als auch Rohrbach-Berg auf einen Mental-Health-Schwerpunkt, der hier ebenfalls hineinspielen kann.


Spielerische und innovative Zugänge

Weiters unterscheidet der spielerische Zugang die Kinder- und Jugendreha von einer stationären Rehabilitation für Erwachsene. Gemeinsam mit den jungen Menschen arbeiten die multiprofessionellen, interdisziplinären Teams daran, dass diese ihre Reha-Ziele mit so viel Leichtigkeit wie möglich erreichen. Wie vielfältig die beiden Häuser aufgestellt sind, zeigt ein Blick auf die unterschiedlichen Berufsgruppen, die je nach Bedarf in die Behandlungskonzepte eingebunden werden: Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie, Orthoptik, Psychologie und Neuropsychologie, Psycho- therapie, Sportwissenschaften, Diätologie, Heilmassage, Kunst-, Kreativ-, Musik- und Tanztherapie, Pflege, Sozialarbeit, Sozial- und Entwicklungs- pädagogik, Kinderbetreuung und Heilstättenschule.

Auch in der Diagnostik und Therapie wird im kokon nichts dem Zufall überlassen. Modernste Technologien wie computer- und robotikunterstützte Rehageräte für Bewegungs-, Kraft-, Koordinations- und Gleichgewichtstraining erweitern ab diesem Jahr das Angebot zusätzlich. Bereits seit Be- ginn im Einsatz ist die Therapie mit der Galileo®-Vibrationsplatte etwa bei Kindern mit Bewegungsstörungen beispielsweise aufgrund einer früh- kindlichen Hirnschädigung oder einer erblich bedingten Erkrankung und deren Folgebeschwerden. Auch bei degenerativen Muskelerkrankungen, Rheuma, Wirbelsäulenfehlstellungen wie Rundrücken oder Skoliosen, Osteogenesis imperfecta und offenem Rücken lassen sich damit gute Erfol- ge erzielen. Erst kürzlich trafen die ersten von einer ganzen Reihe an neuen Geräten ein: Der „Amadeo®“ mit seiner ausgeklügelten Robotik weckt mit seinem spielerischen Ansatz den Therapie-Ehrgeiz in der Finger-Hand-Rehabilitation. Er macht kleinste Erfolge sichtbar und damit große Erfol- ge erzielbar. Mit dem „Myro®“ und seiner sensorbasierten Oberfläche trainieren die jungen Patienten unter fachkundiger Anleitung sowohl ihre mo- torischen als auch kognitiven Fähigkeiten.