MEDIZIN | Dermatologie

Psoriasis: Grundla- ge für neue Behandlungsstra- tegie

FOTOS: MED UNI WIEN, ISTOCKPHOTO/ IRINA GULYAYEVA

Psoriasis ist eine der häufigsten chronisch ent- zündlichen Erkrankungen der Haut, die auch auf die Gelenke übergreifen kann.

AUTOR:

Univ.-Prof. Dr. Erwin F. Wagner

Universitätsklinik für Dermatologie und Klinisches In- stitut für Labormedizin

MedUni Wien

www.meduniwien.ac.at

Als Auslöser für die meist erst im Erwachsenenalter auftretende Erkran- kung gelten u. a. Stress oder UV-Strahlung. Die Veranlagung für Psoriasis (Ps) kann aber auch vererbt werden. Als Risikofaktor für die Entwicklung von Psoriasis bzw. Psoriasis-Arthritis (PsA) wurde die Aktivierung von S100A9 in Haut- und Immunzellen identifiziert.


Basis für Diagnose und Prävention

Rund 250.000 Menschen in Österreich leiden an Psoriasis. Ein Drittel von ihnen entwickelt infolge der chronischen Hauterkrankung Entzündungen der Gelenke, die Psoriasis-Arthritis. Im Rahmen einer Studie hat nun ein Forschungsteam der MedUni Wien einen zentralen Ansatzpunkt entdeckt, mit dem die Entzündungen sowohl bei Psoriasis als auch bei Psoriasis-Arthritis gebremst werden können. Die Ergebnisse der Forscher können die Basis für die Entwicklung neuer Behandlungs-, Diagnose- und Präventionsstrategien bilden.

Im Mittelpunkt der Studie der Forschungsgruppe stand das Gen S100A9, das schon länger den Fokus der wissenschaftlichen Untersuchungen zur Schuppenflechte bildet. Jetzt entdeckte das Team, dass der Schweregrad von Psoriasis und Psoriasis-Arthritis positiv beeinflusst werden kann, wenn S100A9 nicht lokal auf der Haut, sondern systemisch im ganzen Körper gehemmt wird. Mit dieser Erkenntnis legen die Forscher der MedUni Wien den Grundstein für einen Paradigmenwechsel in der Therapie von Ps und PsA. Die Studie ist ein wichtiger Schritt zur Entwicklung zielgerich- teter Therapiemöglichkeiten in Form von Medikamenten, die nicht lokal auf der Haut, sondern systemisch wirken. Auch neue Diagnose- und Prä- ventionsstrategien können auf die Studie aufbauen.


Medikamente müssen S100A9 inhibieren

Wie frühere Grundlagenforschungen des Teams gezeigt haben, verschwinden die Symptome der Schuppenflechte, wenn das S100A9-Gen in allen Zellen des Körpers inaktiviert wird. Welchen Einfluss speziell die Haut- und Immunzellen, in denen S100A9 produziert wird, auf die Schwere der Er- krankung haben, konnte in den aktuellen präklinischen Experimenten entschlüsselt werden. Nun ist klar, dass die Entzündungsreaktionen bei Pso- riasis und Psoriasis-Arthritis verstärkt werden, wenn S100A9 nur in den Hautzellen inhibiert wird. Daher müssen Medikamente, die S100A9 inhibie- ren, systemisch in Form von Tabletten oder Infusionen verabreicht werden.