diabetes Insulin

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Insulinpumpen-

therapie bei jungen Patienten

Studienergebnisse zeigen, dass der frühe Be- ginn einer Insulinpumpentherapie bei Kindern mit Typ-1-Diabetes zu besseren klinischen Langzeitergebnissen führt.

Obwohl eine Insulinpumpentherapie im Vergleich zur intensivierten Therapie mit mehrmals täglichen Insulininjektionen bei Kindern mit Typ-1-Dia- betes mit einer besseren Stoffwechseleinstellung vergesellschaftet ist, ist unklar, wann nach der Diagnose der beste Zeitpunkt für den Beginn die- ser Therapie besteht. In einer Studie verglichen wir die Ergebnisse zwischen frühem und verzögertem Beginn der Insulinpumpentherapie bei jun- gen Patienten mit neu diagnostiziertem Typ-1-Diabetes.


Methodik

Wir nutzten für die aktuelle Studie Daten aus der multizentrischen prospektiven Diabetes-Patienten-Verlaufsdokumentation (DPV). Die DPV-Initiative umfasst 501 Diabeteszentren aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Luxemburg. Eingeschlossen wurden Patienten, bei denen zwischen 2004 und 2014 die Diagnose Typ-1-Diabetes gestellt wurde, die zum Zeitpunkt der Diagnose zwischen sechs Monaten und 15 Jahren alt waren, die entweder innerhalb der ersten sechs Monate (frühe Gruppe) oder im zweiten bis dritten Jahr nach der Diagnose eines Typ-1-Diabetes (späte Gruppe) mit der Insulinpumpentherapie begonnen hatten und die mindestens ein Jahr lang mittels Insulinpumpentherapie behandelt worden wa- ren. Zu den Ergebnisparametern gehörten die Werte des glykosylierten Hämoglobins (HbA1c), das kardiovaskuläre Risikoprofil sowie die Raten akuter Komplikationen und Diabetes-assoziierter Krankenhausaufenthalte während des letzten dokumentierten Behandlungsjahres mit Insulinpum- pentherapie. Die statistischen Modelle wurden unter Berücksichtigung des Alters bei der Diagnose des Typ-1-Diabetes, des Jahres der Diagnose, des Geschlechts, eines Migrationshintergrunds, der Verwendung von kontinuierlicher Glukose-Überwachung (CGM), der Größe des Zentrums und des sozioökonomischen Deprivationsindex für Deutschland 2012 angepasst.


Ergebnisse

Die Studienpopulation umfasste 8.332 Patienten aus 311 Diabeteszentren in Deutsch- land, Österreich, der Schweiz und Luxemburg. Die Gruppe mit frühem Beginn einer Insulinpumpentherapie bestand aus 4.004 (48,1 %) von 8.332 Patienten, die Gruppe mit verzögertem Beginn einer Insulinpumpentherapie aus 4.328 (51,9 %). Die mediane Diabetesdauer während der Nachbeobachtung betrug in beiden Gruppen 6,7 Jahre (Interquartilenspanne 5,1–8,7 in der frühen Gruppe bzw. 5,0–8,7 in der späten Grup- pe). Patienten mit frühem Beginn einer Insulinpumpentherapie hatten im Vergleich zu Patienten mit späterem Beginn signifikant niedrigere geschätzte mittlere HbA1c-Werte (7,9 % [95 % Konfidenzintervall (KI) 7,8–7,9] bzw. 62,6 mmol/mol [95 % KI 62,1–63,2] gegenüber 8 % [8–8,1] bzw. 64,1 mmol/mol [63,6–64,6]; p=0,0006) sowie geringere

Raten von hypoglykämischem Koma (Inzidenz-Risiko-Verhältnis 0,44 [95 % KI 0,24–0,79]; p=0,0064) und Krankenhausaufenthalten (0,86 [95 % KI 0,78–0,94]; p=0,0016). Bei Patienten mit frühem Beginn der Insulinpumpentherapie wurde ein besseres kardiovaskuläres Risikoprofil beobachtet als bei Patienten mit verzögertem Beginn der Insulinpumpentherapie: geschätzter mittlerer systolischer Blutdruck von 117,6 mmHg [95 % KI 117,2–117,9] versus 118,5 mmHg [118,2–118,9], p=0,0007; und HDL-Cholesterin von 62,8 mg/dL [95 % KI 62,2–63,5] versus 60,6 mg/dL [60– 61,2], p<0,0001. Keine signifikanten Unterschiede der adjustierten Werte zwischen beiden Gruppen fanden sich beim diastolischen Blutdruck, den Konzentrationen von LDL-Cholesterin, non-HDL-Cholesterin und Triglyceriden sowie den Standardabweichungscores für den Body-Mass-Index. Die Studienergebnisse zeigen, dass der frühe Beginn einer Insulinpumpentherapie bei Kindern mit Typ-1-Diabetes zu besseren klinischen Lang- zeitergebnissen führt.