Covid-update | Studie

Foto: istockphoto/ Martin Barraud

Neue Therapie-

Option bei schwerer Covid-19-Erkrankung

Impfstoffe gegen das Coronavirus gelten als wichtigster Faktor bei der Bekämpfung und Ein- dämmung der Pandemie. Medikamente, die spe- zifisch gegen eine aktive Corona-Erkrankung wirken, gibt es aber noch kaum.

Nun hat ein internationales Forscherteam unter Leitung von Dr. Musa Khaitov am NRC Institut für Immunologie FBMA in Moskau in Kooperation mit Univ.-Prof. Dr. Rudolf Valenta, Leiter der Abteilung für Immunpathologie am Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung der MedUni Wien, ein Medikament entwickelt, das inhaliert wird und schwere Lungenschäden bei einer Covid-19-Erkrankung verhindern könnte.

„Derzeit gibt es medikamentös eigentlich nur den Antikörper-Mix von Regeneron, bestehend aus zwei Antikörpern, und den Einsatz von Blutplas- ma. Dabei unterstützen Antikörper aus dem Blut von Menschen, die eine Covid-19-Infektion durchgemacht haben, die Therapie“, sagt Valenta. Das nun entwickelte Medikament wurde im Tiermodell getestet und befindet sich am Anfang von Studienphase II. Dabei wird eine Ribonukleinsäu- re mit einem Trägerpeptid kombiniert und gemischt, damit der Wirkstoff in infizierte Zellen gezielt eingebracht werden kann und dann verhindert, dass sich das Virus vermehren kann. Ein in die Ribonukleinsäure eingebauter Schutzmechanismus verhindert, dass das Medikament gleich wie- der abgebaut und wirkungslos wird.

„Es handelt sich dabei um eine Flüssigkeit, die ähnlich wie bei einem Asthma-Spray inhaliert werden kann“, erklärt der Forscher. Da die Halbwerts- zeit unter 60 Minuten liegt, müsste der Spray mehrmals am Tag verwendet werden. Die Ergebnisse der Studie, die nun im Top-Journal „European Journal of Allergy and Clinical Immunology“ veröffentlicht wurde, lassen den Schluss zu, dass der Wirkstoff schwere Lungenschäden verhindert und schwere Verläufe abbremst. „Damit könnte auch verhindert werden, dass Covid-19-Intensivpatienten beatmet werden müssen, wie es derzeit der Fall ist. Die Lunge ist ja am häufigsten von der Erkrankung betroffen“, so Valenta. Die Arbeitsgruppe von Valenta war vor allem bei der Charak- terisierung des Trägerpeptids maßgeblich beteiligt. Das auf der RNA basierende Medikament lässt sich übrigens auf die Forschungen der beiden Medizin-Nobelpreisträger von 2006, Craig Mellow und Andrew Fire, zurückführen, die gemeinsam die sogenannte RNA-Interferenz entdeckt ha- ben, die dazu führt, bestimmte Gene in eukaryotischen Zellen aus- oder einzuschalten.


rh