MEDIZIN | Organspende 

Foto: Med Uni Graz, istockphoto/ fstop12

Transplantationen sicherer gestalten

Eine Organspende ist für viele erkrankte Personen ein letztes Mittel, um wieder gesund zu werden.

Im Rahmen des EU-finanzierten Projekts TTV GUIDE TX wird daran geforscht, die Lebens- qualität von Transplantationspatienten zu erhöhen und das Risiko von Infektionen zu mini- mieren. Ziel ist es, mithilfe eines harmlosen Virus zu messen, wie aktiv das Immunsystem ist, um die Therapie der Betroffenen optimal anpassen zu können. Die Med Uni Graz un- terstützt das Projekt.


Virus sorgt für Balance

Die Reduktion der Funktion des Immunsystems nach einer Transplantation mithilfe von Im-

munsuppressiva hat einen gefährlichen Nebeneffekt: Der Körper kann nicht mehr optimal auf Infektionen reagieren, wodurch sonst ungefährliche Erkrankungen hohe Risiken bergen können. Transplantationsmediziner brauchen daher ein Werkzeug, das messen kann, wie aktiv das Immunsys- tem ist: Ist es zu aktiv, besteht das Risiko einer Abstoßung – ist das Immunsystem hingegen zu träge, steigt das Risiko einer gefährlichen Infektion. Die richtige Balance ist daher lebenswichtig.

Hier kommt das erst kürzlich entdeckte Torque Teno Virus (TTV) ins Spiel. Das Virus kommt im Blut fast jeder Person natürlich vor, löst aber keine Erkrankung aus. Bei einem starken Immunsystem ist die Zahl der TT-Viren im Blut gering. Ist die TTV-Menge hoch, so kann davon ausgegangen werden, dass das Immunsystem schwach ist. Wenn man die Menge an TTV im Blut bestimmt, könnte man die Immunsuppressiv-Therapie von Pa- tienten personalisieren und damit das Risiko von Abstoßungsreaktionen und folgenschweren Infektionen minimieren. Das Projektteam testet eine TTV-gesteuerte Dosierung von Immunsuppressiva in einer klinischen Studie mit Hunderten von Nierentransplantationspatienten in ganz Europa.


Innovative Behandlung

Sollte sich die TTV-Methode bewähren, könnte die personalisierte Immunsuppressionstherapie auch für Patienten mit Leber-, Herz- oder Lungen- transplantationen eingesetzt werden oder bei der Therapie von Autoimmun-, Infektions- oder Krebserkrankungen. Eine optimale Therapie könnte Tausende Infektionen und Abstoßungen verhindern.

Die Med Uni Graz ist als Kooperationspartnerin bei dem europaweiten Projekt beteiligt. Vorerst ist geplant, dass zwölf Patienten an der Med Uni Graz in die Studie eingeschlossen werden. Das Diagnostik- und Forschungsinstitut für Hygiene, Mikrobiologie und Umweltmedizin übernimmt die Bestimmung der TTV-Menge im Blut der Patienten. Sie werden nach der oben beschrieben Methode behandelt und so deren Immunsuppressiv- Therapie optimiert.

Im Rahmen des Projekts wird eng mit der European Kidney Patients’ Federation und dem Pilotprojekt „Horizon 2020“ für offene Forschungsdaten kooperiert. Dieses zielt darauf ab, den Zugang und die Weiterverwendung von Daten, die durch EU-Mittel gefördert wurden, zu erleichtern, zu ver- bessern und zu maximieren.