Das Vorzeigeprojekt Medizin Mariahilf, eine Gruppenpraxis für Allgemeinmedizin, hat nichtnur als erstes Primärversorgungszentrum Österreichs viel Aufmerksamkeit auf sichgezogen, sondern auch aus architektonischer Sicht. Einer der Gründer, Dr. Franz Mayrhofer,im Wordrap über Barrierefreiheit, kreative Planer und Lebensprojekte.
Für einen Umbau haben wir uns entschieden, weil … die alte Ordination in der Mariahilferstraße 91/6 an den räumlichenKapazitätsgrenzen angelangt war. Außerdem war es in der alten Praxis unmöglich, die Vorgaben hinsichtlich der Barriere-freiheit zu erfüllen.
Für die Suche nach einer geeigneten Immobilie brauchten wir … Glück. In der Mariahilferstraße 95 haben wir ein gro-ßes Altbaulokal – ein ehemaliges Schuhgeschäft – im Zustand eines Rohbaus gefunden.
Der Vorteil des neuen Objekts war, … dass es möglich war, bei der Renovierung bzw. dem Umbau weitgehend unsereVorstellungen umzusetzen.
Die Anforderungen an eine neue Ordination waren … vielfältig. Neben der Barrierefreiheit sind Vorgaben hinsichtlichder Hygiene zu beachten, alle Behandlungsräume brauchen Wasser, die Böden, Anstriche, Armaturen, zahlreiche Bestim-mungen, nicht zuletzt der Arbeitnehmerschutz und noch viel mehr müssen berücksichtigt werden. Daneben soll die Ordi-nation nicht nur funktionell optimal gestaltet, sondern auch ästhetisch ansprechend und freundlich sein.
Die Entscheidung für die Architektin fiel …, weil wir sie von Umbauarbeiten in der alten Ordination als gewissenhafteund kreative Planerin und unnachsichtige Bauaufsicht kannten.
Anders lösen würden ich heute …, dass wir bei der Auswahl der Materialien und diverser beweglicher Teile verstärkt aufmaximale Robustheit und hohe Qualität achten, da wir an einem Tag bis zu 600 Patientenkontakte haben.
Persönlich lebe ich … im Nachbarhaus in der Mariahilferstraße in einer wunderbaren großen Altbauwohnung.
Einem Arzt, der überlegt, seine Ordination umzubauen, würde ich raten …, dass er sich jedenfalls Rat und Hilfe vonerfahrenen Professionisten holen und so wenige Kompromisse wie möglich eingehen soll. Irgendwann sind die Schuldenabbezahlt und dann soll man sich noch Jahrzehnte über den Platz freuen, an dem man ein Drittel seiner Lebenszeit ver-bringt. bw ■
Praxis Medizin Mariahilf
Die Praxis Medizin Mariahilf wurde 1984 von Dr. Franz Mayrhofer gegründet, 2010 zur Gruppenpra-xis erweitert und ist seit 1. April 2015 das erste Primärversorgungszentrum (PHC) Österreichs. Eininterdisziplinäres Team bestehend aus Dr. Franz Mayrhofer, Dr. Wolfgang Mückstein und Dr. Fabien-ne Lamel, geprüften Ordinationsassistenten, diplomiertem Pflegepersonal, einer Psychotherapeutinund einer Diätologin betreut die Patienten. Der Schwerpunkt der Praxis gilt der Vorsorge.
Die MuT Architekten ZT KG besteht aus Architektin DI Reinhilde Tschida und Architektin DIFelicitas Bilek. DI Reinhilde Tschida über das Projekt Medizin Mariahilf:
Was war das Besondere am Projekt Medizin Mariahilf?
Das war einerseits die Lage an der neu gestalteten Mariahilferstraße in Wien sowie die Größe desObjektes – ein gesamtes leerstehendes Geschoß im Rohbauzustand, das keinerlei Trennwände auf-wies bis auf die Mittelmauer und somit vollkommene Gestaltungsfreiheit offenließ. Neben der räumli-chen Gestaltung galt es auch, der Ordination ein gesamtheitliches Bild von Möblierung bis hin zumLeitsystem für die Patienten zu geben.
Gab es Anforderungen, die nur bei Ordinationen zum Tragen kommen?
Die gesamte Ordination wurde barrierefrei ausgebaut. Ein eigens errichteter Treppenlift erfüllt denbarrierefreien Zugang zur Ordination im ersten Stock. Darüber hinaus wurde auch besonderes Au-genmerk auf den Schallschutz gelegt und natürlich auf die Einhaltung der Hygienerichtlinien. Bei derPlanung wurden die Arbeitsabläufe sowie die Patientenströme miteinbezogen, um einen ruhigenund koordinierten Ordinationsalltag zu ermöglichen.
Welche Features waren dem Bauherrn ein Anliegen?
Grundsätzlich waren die Wünsche des Ärzteteams eine helle und moderne Ordination, ein großzügi-ger Empfangsbereich mit mehreren Anmeldestellen, ein geschützter Laborbereich sowie ein Rück-zugsort für das Team. Zentral sollte ein großes offenes Wartezimmer geschaffen werden. GetrennteEingänge für Patienten und Team waren gewünscht und räumlich möglich. Trotz der Größe der Ordi-nation sollte eine einfache Orientierung für die Patienten erreicht werden: Der zentrale begrünteLichthof, die markant in Eiche hervorgehobenen Zugänge zu den Ordinationen sowie das unauf-dringliche Leitsystem führen hindurch.
Gibt es einen Rat, den Sie umbauwilligen Ärzten gerne mitgeben wollen?
Durch die Zusammenarbeit mit einem Architekten, den man mit der gesamten Planungsleistung undder Abwicklung des Projektes beauftragt, gewinnt man einen Projektverantwortlichen, den man zeit-und letztlich kostensparend für die Umsetzung seines Vorhabens heranzieht.