Praxis & Ordinationsgründung | Erfolgsrechnung 

Neugründung oder -übernahme,

das ist hier die Frage

Der Weg in die Selbstständigkeit sollte gut vorbereitet werden. Denn sowohl mit der Neugründung einer Praxis als auch der Übernahme einer bestehenden sind Vor- und Nachteile verbunden.

fotoS: zvg

Unabhängig davon, ob sich ein Arzt, der den Schritt in die Selbstständigkeit wagen möchte, nun für die Neugründung oder Übernahme einer Ordination entscheidet, fest steht: Mit beiden Varianten ist eine Reihe an Herausforderungen verbunden.


Praxisneugründung: Start bei null

Bei der Neugründung einer Ordination starten Mediziner praktisch bei null. Das be- deutet, dass sie sich den Markt erst noch „erobern“ müssen. Vor allem gilt es, einen entsprechenden Patientenstamm zu akquirieren und geeignete Mitarbeiter zu finden. Gleichzeitig müssen aber auch die Ordinationsabläufe definiert und etabliert wer- den. Ein nicht unwesentlicher Vorteil ist in diesem Zusammenhang, dass es die Chance eröffnet, die Praxis ganz nach den eigenen Vorstellungen aufzubauen.

Die wichtigsten Voraussetzungen für einen positiven Start in die Selbstständigkeit so- wie langfristigen Erfolg sind jedenfalls eine gründliche Vorbereitung, ein gut durch- dachter Businessplan und nicht zuletzt Durchhaltevermögen.


Businessplan: das Um und Auf für Gründer

Ein stimmiger Businessplan ist deshalb so wichtig, weil er einerseits ermöglicht, die Chancen und Risiken einer Ordinationsgründung abzu- klären und zu überprüfen sowie andererseits aufzeigt, welche Ressourcen für die Umsetzung erforderlich sind. Darüber hinaus dient er auch – sofern eine Fremdkapitalfinanzierung in Anspruch genommen werden soll – als Überzeugungsgrundlage für die Bank.

Der Businessplan beinhaltet die folgenden Punkte:

• Definition eines Praxiskonzeptes: Was möchten und können ich und mein Team anbieten?

• Angebotseinholung von Investitionen: Wie viel Geld benötige ich für Anschaffun- gen und Dienstleistungen? Auch Investiti- onsnebenkosten wie zum Beispiel Bearbei- tungs- und Servicegebühren sollten hier berücksichtigt werden.

• Kapazitätsanalyse: Mit wie viel Kapazität und Potenzial plane ich?

• Personalbedarfsplanung: Wie viele Mitar- beiter werden benötigt?

• Erstellung der Planrechnung und deren Analyse: Besonders wichtig für den Busi- nessplan ist die Finanzplanung. Im Rah-

men der Praxisneugründung ist es daher wichtig, die nachstehenden Planrechnungen aufzustellen, um die Entwicklung der Ordination in Zahlen darzustellen. Dadurch wird ersichtlich, ob sich die Gründung oder die Investition auch lohnt.

• Erstellung eines Investitionsplans: Welche Investitionen möchten und können Sie noch tätigen?

• Erstellung eines Finanzierungsplans: Wie sind die Investitionen zu finanzieren?

• Erstellung einer Einnahmen-Ausgaben-Planrechnung: Wie gestalten sich die bereinigten Einnahmen und Ausgaben beispielsweise in den nächsten vier Jahren?

• Erstellung eines Liquiditätsplans: Sind mit dem geplanten Gewinn auch Ihre privaten Lebenshaltungskosten gedeckt?


Praxisübernahme:

Startvorteil Patientenstock

Wenn Sie die Möglichkeit haben, eine be- stehende Praxis – und damit auch den vor- handenen Patientenstock – zu überneh- men, bedeutet dies einen großen Startvor- teil im Vergleich zur Einrichtung eines neu- en Standortes. In diesem Fall ist es aller- dings besonders wichtig sich vor Augen zu führen, dass vor allem die Patienten Ihres Vorgängers auf einen möglichst nahtlosen Übergang Wert legen. Daher sollte so we- nig Zeit wie möglich vergehen, bis Sie Ihre Tätigkeit als Arzt aufnehmen. Das bedeutet auch, dass Adaptierungs- und Umbauar- beiten – so weit wie möglich – auf später

verschoben werden sollten. Die Voraussetzungen für eine gelungene Praxisübernahme sind insbesondere eine Einigung mit dem Vorgänger oder Verkäufer über die Ablöse für Inventar und Praxiswert („Goodwill“), die Sicherung von Kassenverträgen bei einer Kassenordination und die Zustimmung der Ärztekammer und gegebenenfalls der Gebietskrankenkasse.


Die wichtigsten Schritte bei einer Praxisübernahme:

• Passt die Praxis zu Ihrem Vorhaben? In einem ersten Schritt entscheiden Sie, inwieweit offerierte Praxen anhand von Lage, Größe, Auftei- lung, Ausstattung etc. zu Ihnen und Ihren Vorstellungen passen.

• Analyse der Zahlenlage des Abgebers (Jahresabschlüsse, Anlagenverzeichnis).

• Vor der Übernahme einer Praxis stehen außerdem intensive und umfangreiche Recherchemaßnahmen an, die sowohl die Wunschordinati- on als auch den Besitzer betreffen, denn nicht immer entspricht der äußere Schein auch den Tatsachen.

• „Wunschkaufpreis“ ermitteln und verhandeln: Im nächsten Schritt wird der Praxiswert ermittelt. Käufer und Verkäufer stehen dabei vor gro- ßen Herausforderungen, denn hier geht es um die wirtschaftlichen, steuerlichen, öffentlich- und privatrechtlichen Rahmenbedingungen eines Praxiskaufs, und die sollten Sie immer mithilfe von einschlägigen Experten

klären.

• Bereinigung der Einnahmen-Ausgaben-Planrechnung: Hier müssen die folgenden Fragen geklärt werden: Kann die Praxis aktuell so weitergeführt werden? Bringen Sie die gleiche Arbeitszeit ein und sind die Stundenumsätze für Sie auch umsetzbar? Müssen weitere Investitionen vorgenommen wer- den? Wie verändert sich die Kostenstruktur? Benötigen Sie mehr oder weniger Mitarbeiter?

• Erstellung der Planrechnung und deren Analyse: Auch bei der Praxisübernahme erstellen Sie einen Businessplan, der wie bei der Praxisneugründung einen Investitionsplan, Finanzierungsplan, eine Ein- nahmen-Ausgaben-Planrechnung und einen Liquiditätsplan beinhaltet.