REHABILITATION | Uroonkologie
Neben dem Wunsch nach „Heilung vom Tumor“ steigen auch die Anforderungen der Betroffenen an eine umfassende Lebensqualität, das Wiedererreichen der bestmöglichen Leistungsfähigkeit sowie die zeitnahe Reintegration in den beruflichen und sozialen Alltag.
Die Verbesserung der Lebenserwartung führt zu einer Zunahme der Krebsneuerkrankungen und der Zahl von Menschen, die nach oder mit einer Krebserkrankung leben. Das Prosta- takarzinom ist der derzeit beim Mann am häufigsten diagnostizierte maligne Tumor.
Aufgrund der wachsenden medizinischen, sozialen und ökonomischen Bedeutung des Pro- statakarzinoms wird die Integration der onkologischen Rehabilitation in ein uroonkologisches Gesamtkonzept immer wichtiger. Die uroonkologische Rehabilitation nimmt den Platz als Bin- deglied zwischen Akutbetreuung und Nachsorge ein. Die therapeutischen Konsequenzen der Diagnose Prostatakarzinom in Form der radikalen Prostatektomie (RPE), der primären oder adjuvanten Bestrahlung sowie der Hormon- und Chemotherapie stellen an die Rehabili- tation steigende Anforderungen.Neben dem Wunsch nach „Heilung vom Tumor“ ist es das Ziel eines uroonkologischen Gesamtkonzeptes den wachsenden Anforderungen an best- mögliche Lebensqualität und Leistungsfähigkeit sowie der zeitnahen Reintegration in den be- ruflichen und sozialen Alltag des Betroffenen gerecht zu werden.
Multimodales Therapiekonzept
Entscheidenden Einfluss auf die Wiederherstellung der Lebensqualität hat die adäquate und zeitnahe Behandlung urologischer funktioneller, physischer und psychischer Folgen der
Krankheiten und ihrer Behandlung. Die Effektivität eines multimodalen Therapiekonzepts ist für die stationäre uroon- kologische Rehabilitation durch eine prospektive Studie belegt. Insgesamt werden sämtliche Parameter der körper- lichen Leistungsfähigkeit, sämtliche psychosozialen Skalen des Lebensqualitätsmessinstruments QLQ-C30 der EORTC, sämtliche Inkontinenzparameter und die Beeinträchtigung durch die erektile Dysfunktion durch eine statio- näre Anschlussheilbehandlung signifikant verbessert. Folgende Ziele werden bei der uroonkologischen Rehabilita- tion definiert und im Rehabilitationsprogramm, ebenso im Lebens.Med Zentrum Bad Erlach, umgesetzt:
• Therapie der postoperativen Funktionsstörungen, insbesondere der Harninkontinenz, Miktionsstörung und erekti
len Dysfunktion,
• Krankheitsbewältigung und psychische Stabilisierung,
• Konsolidierung der Tumornachsorge und Förderung der Therapieadhärenz,
• Wiederherstellung der physischen und psychischen Leistungsfähigkeit,
• Wiederbefähigung zur Teilhabe am normalen gesellschaftlichen und sozialen Leben
• und, soweit der Patient noch im Berufsleben steht, Erhalt oder Wiederherstellung der Erwerbsfähigkeit.
Begleitsymptome einer Krebserkrankung
Im Rahmen der onkologischen Rehabilitation werden diese fachspezifischen Funktionsdefizite und -einschränkun- gen individualisiert und im Rahmen multimodaler Therapiekonzepte behandelt. Neben den spezifisch urologischen Themen wie Harninkontinenz und erektile Dysfunktion stellen die medizinische Trainingstherapie und die psychoso- ziale Unterstützung bzw. Psychotherapie wesentliche Elemente der Rehabilitation und eines umfassenden onkolo- gischen Behandlungskonzeptes dar.
Psychoonkologie ist eine hoch spezialisierte Subdisziplin der Onkologie und nimmt einen großen Raum in der onko- logischen Rehabilitation ein. Die Psychoonkologie ist multidisziplinär organisiert und beschäftigt sich mit den Aus- wirkungen der Krebserkrankungen auf die Betroffenen während den verschiedenen Phasen der Krankheit, mit der Krankheitsbewältigung und den Möglichkeiten der psychosozialen und psychotherapeutischen Unterstützung.
Die bisherigen Forschungsdaten zeigen, dass psychische Faktoren keinen Einfluss auf das Entstehen einer Krebs- erkrankung haben. Es gibt definitiv keine Krebspersönlichkeit. Allerdings zeigen zahlreiche Studien einen Einfluss psychosozialer Faktoren wie Armut, Bildungsmangel und psychiatrische Vorerkrankungen auf den Krankheitsverlauf.
Besonders kritische Phasen im Krankheitsverlauf sind unter anderem die Beendigung der Primärbehandlung und die darauffolgende Zeit des Wartens auf einen langfristigen Therapieerfolg. In dieser Zeit bietet die Rehabilitation Unterstützung für Prostatakarzinompatienten. Angst, vor allem Progredienzangst, Depressivität und Anpassungs- störungen sind häufige psychische Begleitsympome einer Krebserkrankung, die im Zuge der onkologischen Reha- bilitation behandelt werden können. Eine Metaanalyse psychoonkologischer Studien zeigt, dass psychoonkologi- sche Interventionen psychische Belastungen reduzieren und positive Effekte unter anderem auf Angst, Depressio- nen, Hilflosigkeit, Schmerzen, berufliche Beeinträchtigung, körperliche und soziale Aktivitäten sowie die Lebens- qualität haben.
Effekt von Bewegungstherapie
Zur Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit wird während der Rehabilitation ein individuell angepasstes Trainings- programm mit einem aeroben Ausdauertraining und moderaten Kräftigungsübungen eingesetzt. Der Effekt von Be- wegungstherapie bzw. Sport wurde bei Patienten mit Prostatakarzinom in zahlreichen Studien untersucht. Durch ei- nen dreiwöchigen Rehabilitationsaufenthalt kommt es zu einer statistisch hochsignifikanten Verbesserung (p<0,01) der physischen Verfassung in den Dimensionen Trainiertheit, Aktiviertheit, Beweglichkeit und körperliche Gesundheit.
Weiters zeigen rezente Studien, neben einer Verbesserung von therapie- bzw. krankheitsassoziierten Nebenwirkun- gen wie zum Beispiel Fatigue, auch eine signifikante Senkung der karzinomspezifischen und der Gesamtmortalität. Mit der Verbesserung von Sexualfunktionen wie der Libido, aber auch der erektilen Dysfunktion konnte ein weiterer Effekt von Bewegungstherapie in Studien dokumentiert werden.
Teil des onkologischen Gesamtkonzeptes
Onkologische Rehabilitation ist ein evidenzbasiertes, hochwirksames Verfahren, das nach radikal-chirurgischem Eingriff beim Prostatakarzinom postoperative Funktionsstörungen (Harninkontinenz, Miktionsstörung und erektile Dysfunktion), die Krankheitsbewältigung, die physische Leistungsfähigkeit und die Lebensqualität signifikant ver- bessert. Als Teil eines onkologischen Gesamtkonzeptes nimmt die onkologische Rehabilitation einen entscheiden- den Platz als Bindeglied zwischen Akutbetreuung und Nachsorge ein.
Der Rehabilitationsaufenthalt dauert drei Wochen, eine Antragstellung ist durch den Haus- oder Facharzt möglich. Voraussetzung ist die abgeschlossene primäre Krebsbehandlung. ■