PRAXIS & ORDINATIONSGRÜNDUNG Covid 

Wie Covid- Schutzmaßnahmen

in der Ordination wirken

Foto: istockphoto/ mustafagull

Die Infektionszahlen steigen und die Bereitschaft in der Bevölkerung, Schutzmaßnahmen weiter- hin konsequent einzuhalten, sinkt. Ein Covid-19- Simulator kann dabei unterstützen, beim Ordina- tionsbesuch den erforderlichen Kommunikati- onsaufwand zu vereinfachen.

Die Händedesinfektion und das Tragen von FFP2-Masken beim Arztbesuch oder in Apotheken sind trotz einem Jahr Pandemie noch nicht für alle Patienten selbstverständlich. Plakate, Flyer und das persönliche Gespräch mit dem Arzt oder Apotheker helfen oft nicht, ausreichend Verständnis zu erwirken. Ein interdisziplinäres Forschungsprojekt zeigt, was es braucht, damit die Compliance im Hinblick auf die Maßnahmen wieder zunimmt.


Compliance beim Patienten erhöhen

Ein von der Stadt Wien im Rahmen der Initiative Innovate4Vienna gefördertes Forschungsprojekt beschäftigte sich nicht nur mit der Frage nach der Wirksamkeit von Maßnahmen, sondern überprüft auch, inwieweit sich eine verständliche Kommunikation über den Einfluss der Maßnahmen und deren Auswirkungen auf das persönliche Ansteckungsrisiko konkret auf das Verhalten der Betroffenen auswirkt. Die abschließenden Ergebnis- se zeigen, dass Maßnahmen dann akzeptiert und umgesetzt werden, wenn diese anschaulich erklärt wurden und nachvollziehbar sind. So erhöhte sich nach Interaktion mit dem Computermodell das Verständnis für Schutzmaßnahmen signifikant, so das Kernergebnis der Studie.

„Unser Simulationstool visualisiert die Annahmen und die Auswirkungen für jeden Menschen sichtbar. Die dargestellten Situationen bilden die er-

lebte Realität ab. Damit fördert unser Tool das Verständnis für die Schutz- maßnahmen, denn bekanntermaßen ist ,Verstehen‘ eine Grundvorausset- zung für nachhaltiges Befolgen von Vorgaben. Umgekehrt wird auch der geringere Nutzen einiger Maßnahmen in bestimmten Situationen augen- scheinlich demonstriert. Damit ermöglichen die Visualisierungen eine transparente, emotionslose und datengestützte Diskussion über den bes- ten Maßnahmenmix“, erläutert MMag. Gerald Dipplinger, Projektleiter und Partner bei PwC Österreich.

Durch den Simulator konnten die Zusammenhänge zwischen Covid-19- Maßnahmen und Auswirkungen leichter nachvollziehbar gemacht werden.

„Wir konnten außerdem zeigen, dass sich ein Workshop, in dem Personen mit dem Simulator interagieren und Fragen stellen konnten, positiv auf die Bereitschaft einer zukünftigen Nutzung des Simulators auswirkt“, erläutert Dr. Andreas Sackl, Scientist am Center for Technology Experience des AIT.


Risiko für Ordinationen einfach berechnen

Nach der digitalen Nachbildung eines realen Raums wird das Modell mit „Personen“ (Agenten), möglichst realitätsnahen Rahmenbedingungen (Lüftungsanlagen etc.) und den zu testenden Maßnahmen befüllt. So werden unterschiedliche Ansätze zur Eindämmung der Pandemie in der virtuellen Realität getestet, um daraus datengestützte Empfehlungen für den bestmöglichen Maßnahmenmix abzuleiten. Ein entscheidender Un- terschied zu statistischen, rein mathematischen Modellen ist dabei die Berücksichtigung von Bewegung, der Zufälligkeit menschlichen Verhal- tens und der Wirkung verschiedener Innenraumgestaltungen. „Wir stehen in engem Austausch mit Anbietern von Luftreinigungssystemen, um die Auswirkungen ihrer Anlagen für konkrete Räumlichkeiten zu analysieren“, sagt Dipplinger und fasst zusammen: „Der Ansatz unserer Simula- tionen unterscheidet sich von anderen Corona-Rechnern in drei wesentlichen Punkten: Erstens fließen konkrete Gegebenheiten in das Modell mit ein. Zweitens ist die Simulation nicht statisch, sondern berücksichtigt das oft unplanbare Verhalten von Menschen und drittens kann praktisch jeder, der das Ergebnis visualisiert bekommt, die Maßnahmen für sich beurteilen.“


rh