MEDIZIN I Augenheilkunde

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Kleines Team, große Leistung

Wie aus einer kleinen Abteilung eines städtischen Ver- sorgungskrankenhauses in Linz die Universitätsklinik für Augenheilkunde und Optometrie entstanden ist und in der neu gegründeten Oberösterreichischen Gesundheits- holding weiterwächst.

Mit der Zusammenführung des Allgemeinen Krankenhauses der Stadt Linz, der Landes- Frauen- und Kin- derklinik Linz und der Landes-Nervenklinik Wagner-Jauregg wurde das Kepler Universitätsklinikum ge- gründet. Anlass der Zusammenführung war die Gründung einer medizinischen Fakultät an der Johannes Kepler Universität Linz. Mit über 1.800 Betten ist das Universitätsklinikum Österreichs zweitgrößtes Kran- kenhaus und der zentrale Gesundheitsversorger in Oberösterreich.


Hohe Expertise bei Kataraktoperationen

Univ.-Prof. Dr. Matthias Bolz ist Leiter der Universitätsklinik für Augenheilkunde und Optometrie und zu- gleich jüngster Ordinarius in Österreich. „Wir decken das komplette operativ-chirurgische Spektrum der Augenheilkunde ab und bieten modernste Untersuchungstechniken und Therapieverfahren auf dem aktu- ellsten Stand der medizinischen Wissenschaften“, beschreibt er seine Abteilung und ergänzt: „Telemedizi- nische und Versorgungsprojekte im gemeinsamen Spitalsverbund weisen neue Wege und Möglichkeiten in der augenärztlichen und augenchirurgischen Versorgung, mit neuen Ideen und Technologien.“ So kann ein relativ kleines Team von 19 Ärzten im Team der Klinik pro Jahr über 10.000 operative Eingriffe und 46.000 Ambulanzkontakte abwickeln.

Mit einer hohen Zahl an Kataraktoperationen pro Jahr konnte sich die Uniklinik eine besondere Expertise

auf dem Gebiet der Behandlung des Grauen Stars entwickeln. Neben dem Einsetzen von hochwertigen Standardlinsen bieten die Operateure auch die Möglichkeit moderne Premiumlinsen einzusetzen. Diese können das Tragen einer Brille auf ein Minimum re- duzieren. „Die Operation des Grauen Stars zählt zu den häufigsten Operationen weltweit und ist generell eine sehr sichere Opera- tion. War der Graue Star früher noch ein Grund für Erblindung, so ist der Sehverlust durch die Linsentrübung heutzutage mittels operativen Einsetzens einer Kunstlinse vollständig heilbar“, beschreibt Bolz. Die Operation erfolgt in der Regel tagesklinisch. Der Eingriff selbst dauert bei unkomplizierter Katarakt etwa zehn bis 20 Minuten und findet in Tropfanästhesie oder in Intubationsnarko- se statt.


Hornhauttransplantation

Auch für die Durchführung der ersten Laser-assistierten Hornhauttransplantation in Oberösterreich zeichnet das Team der Univer- sitätsklinik für Augenheilkunde und Optometrie in Linz verantwortlich. Die durchgreifende Hornhautransplantation wird in der Regel mit einem durch Vakuum am Auge befestigten Trepan durchgeführt. Dabei werden sowohl die Spenderhornhaut als auch das Empfängerauge eingeschnitten und auf einen Viertelmillimeter genau in der passenden Größe präpariert. OA Dr. Peter Laubichler, FEBO und OA Dr. Paul Jirak, FEBO haben dieses Verfahren im Kepler Uniklinikum implementiert, sodass nun Hornhautschnitte mit einem hochpräzisen Femtosekundenlaser durchgeführt werden können. „Bei dieser neuartigen Technik werden die Spenderhorn- haut und das Empfängerauge exakt aufeinander abgestimmt, was Größe und Form der Schnittfläche betrifft. Mit dieser Innovation können Patienten bereits kurz nach einem kompletten Ersatz der Hornhaut wieder scharf sehen und sind kaum durch die große Wundfläche beeinträchtigt“, erklären die beiden Mediziner.

Eine neue Hornhaut benötigen in erster Linie Patienten, deren Hornhaut durch Verformungen oder Narben undurchsichtig gewor- den ist. Dafür gibt es verschiedene Gründe, Verletzungen mit anschließender Narbenbildung gehören zu den häufigsten. Auch Personen, deren Hornhaut so schwer entzündet war, dass Narben verblieben sind, sind oft auf einen Ersatz angewiesen. Dies kommt zum Beispiel nach einer Infektion der Hornhaut mit Herpesviren vor. Aber auch altersbedingt oder nach operativen Eingrif- fen kann es zu Hornhautveränderungen kommen, die eine Transplantation notwendig machen. Eine weitere mögliche Ursache sind angeborene Hornhauterkrankungen. Hornhäute können bis zu 72 Stunden nach dem Tod entnommen werden.


Disease Management Programme

In enger Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Fachärzten konnten lokale Disease Management Programme für Patienten mit einer altersbedingten Makuladegeneration (AMD) oder einem Glaukom etabliert werden. Dadurch ist genau geregelt, zu wel- chem Zeitpunkt welche Untersuchungen an welchem Ort erfolgen, um Doppelgleisigkeiten im Sinne des Patienten zu vermeiden. Kurze Wege und eine Reduzierung des administrativen Aufwands ermöglichen Patienten mit einer Netzhautschwellung infolge ei- ner AMD beispielsweise den direkten Zugang zur Behandlung in der Tagesklinik der Universitätsklinik.


Telemedizin

Die Schaffung des neuen Spitalsverbundes, der Oberösterreichischen Gesundheitsholding, ermöglicht die Realisierung von neuen Ideen in der Versorgung von Patienten mit Augenerkrankungen. So wird in einem telemedizinischen Projekt gerade an der Abtei- lung für interne Medizin im Krankenhaus Gmunden unter der Leitung von Prim. Dr. Bernhard Mayr ein telemedizinisches Projekt zur Untersuchung von Diabetes Patienten  gestartet, um Netzhautveränderungen frühzeitig zu erkennen und einer Behandlung zu- zuführen – ein Kooperationsprojekt zweier Krankenhäuser und Kollegen aus dem niedergelassenen Bereich.


Zentrum für seltene Erkrankungen

Dank der internationalen wissenschaftlichen Tätigkeit des leitenden Oberarztes, Priv.-Doz. Dr. Rupert Strauss, wurde die Abteilung vergangenes Jahr zu einem Europäischen Referenzzentrum für Netzhautdystrophien des European Reference Networks. Dadurch finden Patienten mit vererbten Netzhauterkrankungen eine Anlaufstelle für eine aktuelle Diagnostik und neue Therapiemöglichkeiten.


Forschungsprojekte

In der Forschung nutzt man die Stärken des Standorts der jungen Fakultät der Johannes Kepler Universität. In Zusammenarbeit mit dem Software Competence Centers Hagenberg werden neue Algorithmen für die Befundung von bildgebenden Verfahren ent- wickelt. In Zusammenarbeit mit dem Linz Institute for Organic Solarcells werden neue organische Materialien entwickelt, die bei bestimmten Erkrankungen als Fotorezeptorersatz eingesetzt werden könnten. Aber auch neue chirurgische Instrumente, sowie Softwarelösungen in Kooperation mit Start-ups befinden sich in Entwicklung. Insgesamt kann das junge Team an der Linzer Au- genklinik aufzeigen, welche Bedeutung die Gründung der medizinischen Fakultät für die Etablierung von Forschung in der Versor- gung und Entwicklung neuer Therapien und diagnostischer Verfahren regional und überregional hat. Das schlägt sich vor allem in einer messbaren Steigerung der Versorgungsquantität und dank neuer Verfahren auch in der Versorgungsqualität nieder.


rh