DFP-FORTBILDUNG & KLINIK |  Verband der Leitenden Krankenhausärzte Österreichs

„Man kann nicht Arzt von

8.00 bis 16.00 Uhr sein“

Foto: istockphoto/ Brian A. Jackson

Junge Ärzte sind wählerischer geworden, wenn es um die Fortbil- dung geht. Mit welchen Herausforderungen dieser Mindset in der Praxis verbunden ist, erklärt Prof. Dr. Alexander Rosenkranz, Gene- ralsekretär des VLKÖ.

Wenn wir Leistungen zentralisieren würden, hätten wir auch diese Kapazitäten – plakativ gesprochen. Wir haben ja auch nicht in jedem kleinen Ort einen Supermarkt, warum muss es dann überall ein Spital geben …


?Wie viel Holschuld ist Ausbildung?

Junge Menschen werden heute vom Kindergarten weg bis zum Ende ihrer Ausbildung in sehr engem Rahmen geführt und daher oft auch im St- udium noch sehr unmündig behandelt. Es ist kaum verwunderlich, dass dann der Gedanke, sich um etwas bemühen zu müssen oder sich etwas aktiv holen zu müssen, eher fern liegt. Ich möchte das der Generation auch gar nicht vorwerfen, sondern sehe da auch die Schuld bei denen, die diese Generation hervorgebracht haben. Fest steht, dass viele gelenkt werden wollen und sich im Freiraum schlecht bewegen können. In die Fo- rschung bringe ich viele junge Mediziner gar nicht, weil sie das weder im Studium gelernt haben noch bereit sind, Extra-Zeit – über ihre Studiena- nforderung hinaus – zu investieren oder die Zeit bekommen. Die meisten wollen sehr klare Karrierepläne und Meilensteine wissen, wenn sie bei uns einsteigen. Daher haben wir in Graz auch Ausbildungspfade eingerichtet, als Reaktion auf diese neuen Anforderunge- n.

?Welche Anforderungen stellen die jungen Ärzte an die Ausbildner? Sind die „fordernd“ ?

Das ist unterschiedlich und man kann nicht alle über einen Kamm scheren. Was ich deutlich beobachte, ist, dass die meisten nicht mehr bereit sind, am Wochenende oder außerhalb der regulären Dienstzeit auf Fortbildung zu gehen. Das heißt aber nicht, dass ihnen das Interesse am B- eruf fehlt, sondern einfach, dass die Work-Life-Balance Priorität hat. Da die Spitäler wenig Budgets für Fortbildung haben, sind die jungen Ärzte auch wählerischer geworden- .


?Welche Vorschläge hat der VLKÖ, um die Situation zu verbessern?

Der VLKÖ bietet eine einzigartige Plattform, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen. Es wird uns zunehmend bewusst, dass es das Generationenproblem gibt und gleichzeitig ein Umbruch in der Wissensvermittlung sowie der Arbeitsethik sta- ttfindet. Als Führungskraft werde ich nicht unbedingt vom Betriebsrat vertreten (was verständlich erscheint) und es ist enorm wichtig, dass der VLKÖ diese Rolle übernimmt und Primarärzte zum Beispiel mit Rechtsberatungen Unterstützung bietet- .



rh