MEDIZIN | Kardiologie 

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Bluthochdruck bereits in jungen Jahren

Bereits rund 20 % der männlichen Jugendlichen ha- ben Bluthochdruck. Vor allem in der Pubertät treten immer öfter gesundheitlich bedenkliche Werte auf, wobei Burschen drei bis vier Mal häufiger betroffen sind als Mädchen.

Als Gründe für nicht durch eine Erkrankung ausgelöste Hypertonie im jungen Alter gelten neben Adipositas und Bewegungsmangel zunehmend auch chronische psychische Belastungen. Hauptursache für das immer häufiger auftretende gesundheitliche Risiko im jungen Alter ist wissen- schaftlichen Untersuchungen zufolge Adipositas: Während primäre Hypertonie bei 1,4 % der normalgewichtigen und 7,1 % der übergewichtigen Jugendlichen auftritt, erhöht sich der Anteil bei adipösen Teenagern auf 25 %. „Insbesondere das Bauchfett bei erhöhtem Bauchumfang steht mit Bluthochdruck und frühzeitigen Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems in Verbindung“, sagt Univ.-Prof. Dr. Susanne Greber-Platzer, Leiterin der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde der MedUni Wien.


Auslöser: Angst, Druck und Stress

Bewegungsmangel führt zu einem dreifach erhöhten Risiko für Hypertonie. Auch die im Kindes- und Jugendalter zunehmenden langanhaltenden Belastungen mit Angst, Druck und Stress ste- hen im Zusammenhang mit einem Blutdruckanstieg. Direkte Auswirkungen haben vor allem zu- ckerhaltige Getränke und salzreiche Nahrung. Darüber hinaus lässt starkes Größenwachstum, wie es in der Pubertät vor allem bei Burschen auftritt, den Blutdruck oftmals in die Höhe schnel- len. Eine weitere Rolle können auch Frühgeburtlichkeit, ein niedriges Geburtsgewicht und geneti- sche Disposition spielen.

Bei Kindern unter 15 Jahren werden bei der Bluthochdruck-Messung Faktoren wie Alter, Ge- schlecht und Körpergröße berücksichtigt. Bei Jugendlichen ab 16 Jahren gelten wie bei Erwach- senen nach drei unabhängigen Messungen Werte über 140/90 als hypertensiv.

Wie Erwachsene spüren auch Kinder und Jugendliche Bluthochdruck nicht, weshalb das ge- sundheitliche Problem oftmals unerkannt bleibt. Besonders gefährlich sind Bluthochdruckkrisen, also akut auftretende hohe Blutdruckspitzen, die zu Verwirrtheit und Krampfanfällen bis hin zu Bewusstlosigkeit führen können.


Rechtzeitige Lebensstiländerungen

Langfristig drohen bei unbehandelter Hypertonie eine kontinuierliche Schädigung der Gefäßwände und Belastung des Herzens mit kardiovaskulä- ren Folgeschäden bis hin zum Herzinfarkt oder Schlaganfall schon im jungen Erwachsenenalter. „Um das möglichst zu verhindern, wäre ein Scree- ning ab dem dritten Lebensjahr ideal“, unterstreicht Greber-Platzer die Wichtigkeit von Blutdruck-Messungen bei Kindern und Jugendlichen zumin- dest alle zwei Jahre. Denn nur so könnten rechtzeitig Lebensstiländerungen oder falls nötig eine medikamentöse Therapie durch pädiatrische Spe- zialisten eingeleitet werden. Wird der Bluthochdruck durch eine Erkrankung verursacht, so muss diese entsprechend behandelt werden, um die er- höhten Werte senken zu können. So führt etwa der im jungen Alter häufig auftretende Diabetes mellitus Typ I bei bis zu 15 % der Betroffenen zu Bluthochdruck.


rh